Rufnummernmitnahme in Österreich gestartet

Österreichische Mobilfunk-Kunden können seit dem heutigen Sonnabend ihre Rufnummer samt Vorwahl behalten, wenn sie den Netzbetreiber wechseln.

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Nach den Vorgaben der EU hätte die Rufnummernmitnahme (Mobile Number Portability, MNP) bereits seit 15 Monaten möglich sein müssen. Wechselwillige Kunden müssen nur mit ihrem neuen Netzbetreiber Kontakt aufnehmen, der die Nummernportierung veranlasst. Vizekanzler Hubert Gorbach (FPÖ) sprach von einem "Festtag für alle Handy-Benutzer", fordert die Netzbetreiber aber gleichzeitig auf, ihre Gebühren für die Rufnummernmitnahme im Zaum zu halten: "Die Regulierungsbehörde RTR hat mit zwölf Euro einen fairen Richtwert ausgegeben. Es wäre wünschenswert, wenn sich alle Betreiber daran halten würden. Andernfalls erwarte ich mir, dass die Regulierungsbehörde umgehend tätig wird."

Des Ministers Worte scheinen bei drei Netzbetreibern, die ihre Kunden mit einer "Fluchtsteuer" von einem Betreiberwechsel abzuhalten versuchen, ungehört zu verhallen. One und Mobilkom Austria verlangen 35 Euro pro Kunde, bei T-Mobile sind es gar bis zu 105 Euro: Für Voice-, Daten -, und Faxrufnummern werden jeweils 35 Euro verlangt. Tele.ring und 3 verlangen nichts, die Tele2-Hotline konnte dazu keine Auskunft geben und vertröstete auf Montag. Vor dem eigentlichen Portierungsauftrag muss dem Kunden die so genannte NÜV-Information (Nummernübertragungsverordnung) übergeben werden, was weitere 4 Euro kostet. Im Leitfaden der Regulierungsbehörde heißt es: "Nach Ansicht der Regulierungsbehörde dürfen diese Kosten nicht mehr als EUR 12,00 betragen (inkl. USt. und inklusive der EUR 4,00 für die NÜV-Information)." Tele.ring hat angekündigt, am Montag bei der Regulierungsbehörde Anzeigen gegen ihre Konkurrenten einzubringen. Zudem ersetzt der Netzbetreiber bis nächsten Sonnabend Neukunden die von der Konkurrenz eingehobene "Fluchtsteuer" bis 35 Euro.

Besonders an den eigenen Businesskunden zu hängen scheint T-Mobile. Der Netzbetreiber verweigert nach Auskunft der Business-Hotline von heute Nachmittag bis voraussichtlich Januar den Export acht- und neunstelliger VPN-Nummern. Unter diesen Rufnummern sind in der Regel besonders lukrative Geschäftskunden erreichbar – und gerade im Business-Segment soll die Rufnummernmitnahme Wechselhürden abbauen. Diese Einschränkung bei der Rufnummernmitnahme dürfte für T-Mobile zwar eine Strafzahlung (bis Mitte Januar 90.000 Euro pro Mitbewerber) auslösen, dafür sind die besten Kunden solange an einer Rufnummernmitnahme gehindert.

In einer Aussendung freut sich tele.ring-Chef Michael Krammer über 94 Neukunden, die bis heute 12 Uhr Nummernmitnahme-Aufträge erteilt hätten. Während die technische Abwicklung mit One, T-Mobile und 3 reibungslos klappt, wird Mobilkom Austria kritisiert: "Von 36 Anfragen zur Rufnummermitnahme konnte der Marktführer lediglich neun erfolgreich beantworten. Und diese lagen weit über dem vorgeschriebenen Limit von 30 Minuten." Gleichzeitig versuche die Mobilkom ihre Kunden per SMS mit neuen Angeboten von einem Betreiberwechsel abzubringen. Schlusslicht sei allerdings Tele2, wo laut Krammer "überhaupt nichts funktioniert". Angaben anderer Netzbetreiber liegen noch nicht vor. (Daniel AJ Sokolov) / (mw)