"Schuldenuhr" zählt fehlende Windräder

Die IHK Köln sieht den Industriestandort NRW durch Energiepolitik gefährdet. Als Mahnung zeigt sie nun fehlende Windräder auf einer "Schuldenuhr".

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 169 Kommentare lesen

"Windrad-Schuldenuhr" am Kölner Börsenplatz.

(Bild: IHK Köln)

Lesezeit: 3 Min.

Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Köln sieht sich durch die Kritik des Bundesrechnungshofs an der Energiepolitik der Bundesregierung bestätigt. Um zu verdeutlichen, dass es an Erneuerbarer Energie fehlt, hat die IHK am Eingang ihres Hauptgebäudes in Köln eine Schuldenuhr angebracht. Sie zeigt an, wie viele Windräder in Nordrhein-Westfalen noch gebaut werden müssen, um den Strombedarf zu decken und bis 2030 aus der Kohle auszusteigen. Nach Angaben der IHK Köln ist es die erste Schuldenuhr dieser Art in Deutschland. Sie soll wöchentlich aktualisiert werden.

Die IHK Köln geht auf Basis einer Studie des Energiewirtschaftlichen Instituts der Uni Köln davon aus, dass zusätzlich 1500 Windräder errichtet werden müssten, aktuell seien 87 davon gebaut. Dementsprechend zeigt die "Schuldenuhr" die Differenz 1413 an. Weiter seien in NRW 8 große oder 16 zusätzliche wasserstofffähige Gaskraftwerke nötig, 15.000 Fußballfelder Freiflächen-Photovoltaik und 90.000.000 Quadratmeter Photovoltaik auf Dächern, teilte die IHK Köln mit.

Der Bundesrechnungshof hatte vorige Woche einen Sonderbericht veröffentlicht, laut dem die sichere Versorgung mit Strom gefährdet ist. Wegen der schwankenden Stromerzeugung durch Photovoltaik und Windanlagen sei es nötig, bis 2030 ausreichende gesicherte, steuerbare Backup-Kapazitäten zuzubauen. Mit der auf 2026 ausgerichteten Kraftwerksstrategie der Bundesregierung werde dies aber nicht gelingen, da die darin vorgesehenen zehn großen, auf Wasserstoff umstellbaren Gaskraftwerke nicht ausreichten.

Die unsichere Energieversorgung und die erwarteten hohen Energiekosten seien eine große Belastung für den Industriestandort NRW, meint die IHK Köln. "Als Folge sind viele Unternehmen auf dem Weg, Investitionen und Unternehmensteile ins Ausland zu verlagern." So wie der Bundesrechnungshof die Bundesregierung sieht die IHK Köln die Landesregierung NRW in der Pflicht, etwas zu unternehmen. Sie verlangt eine belastbare Strategie für den Ausbau eines regenerativen, sicheren Stromangebots vorzulegen.

"In einer solchen Strategie muss auch der Netzausbau dargestellt werden. Der Ausstieg aus der Kohleverstromung muss zwingend mit dem Einstieg in eine sichere regenerative Energieversorgung synchronisiert werden", schreibt die IHK. Damit zusammenhängend müsse die Landesregierung die Leitentscheidung zum Braunkohleabbau rechtzeitig, jedenfalls schon vor 2026 überprüfen und gegebenenfalls anpassen.

In Nordrhein-Westfalen wurden im vergangenen Jahr 114 neue Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von 527 MW errichtet, damit liegt das bevölkerungsreichste Bundesland an dritter Stelle der Länderrangliste. Diese führt Schleswig-Holstein mit 249 neuen Windrädern und einer Leistung von 1210 MW an, gefolgt von Niedersachsen mit 131 Anlagen mit zusammen 638 MW.

(anw)