Schweizer untersuchen Risiken von Elektroauto-Bränden in Tunneln

Mit Lösch- und Kühlwasser, das bei brennenden Akkus anfällt, muss vorsichtig umgegangen werden, haben Forscher in der Schweiz bisher ermittelt.

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Schweizer untersuchen Risiken von Elektroauto-Bränden in Tunneln

Der Ruß eines brennenden Batteriemoduls enthält große Mengen giftiger Metalloxide.

(Bild: Amstein+ Walthert Progress AG / Empa)

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In der Schweiz sind Forscher dabei, die Besonderheiten von Elektroauto-Bränden in Tunneln und Tiefgaragen zu untersuchen. Bisher haben sie ermittelt, dass es dabei toxikologische Risiken gibt, die bei Bränden von konventionellen Fahrzeugen nicht auftreten. Diese führten nicht zu "nachhaltigen technischen Betriebsbeeinträchtigungen in Tiefgaragen oder Strassentunneln", mit dem Lösch- und Kühlwasser müsse aber vorsichtig umgegangen werden, teilte das Schweizer Bundesamt für Straßen mit.

Im Versuchsstollen Hagerbach AG wurde 2019 eine Lithium-Ionen-Batterie, die auch in Elektroautos verwendet wird, von Materialwissenschaftlern der EMPA "maximal beschädigt". Das heißt sämtliche Batteriezellen der untersuchten Batteriemodule mit 4 kWh wurden gleichzeitig mit Sprengungen, die auf eine aufgelegte Stahlplatte mit Keilen wirkten, mechanisch beschädigt. Die Batteriemodule selbst wurden also nicht gesprengt. Danach wurden die Brandrückstände analysiert und wie sie sich für die Infrastruktur auswirken. Es wurden keine Brand- oder Crashtests mit ganzen Elektrofahrzeugen durchgeführt oder Eintretenswahrscheinlichkeiten analysiert.

"Bei einem Elektrofahrzeugbrand anfallendes Lösch- und Kühlwasser ist stark kontaminiert. Da die Konzentrationen von Lithium und der Schwermetalle Kobalt, Nickel und Mangan derzeitige Grenzwerte für die Einleitung in die Kanalisation um ein Vielfaches überschreiten, muss eine entsprechende Vorbehandlung in der Praxis zwingend umgesetzt werden", heißt es in dem Bericht des Bundesamts für Straßen zu den Versuchen, der jetzt vorliegt. Dabei reiche es, die bisherigen Grundsätze für ABC-Einsätze anzuwenden. Für das Kühlwasser, mit dem ausgebrannte Batterien nachbehandelt werden, müsse ein standardisierter Umgang definiert werden.

Versuchsaufbau

(Bild: Empa)

Auf die Forscher wird wohl noch weitere Arbeit kommen, beispielsweise sei angesichts zunehmender Elektromotorisierung neu zu bewerten, ob unterirdische Infrastruktur mehr mit Hochdruckwassernebelanlagen ausgerüstet werden sollte. Auch müssten die Risikofolgen von wasserstoffbetriebenen Nutz- und Lastfahrzeugen für Tunnel abgeschätzt werden, ebenso wie jene von stationären Lithium-Ionen-Speicheranlagen in den Tiefgeschossen von Gebäuden.

Mehr Infos

Eine amtliche Statistik über Brände in Tunneln gibt es nicht. Die International Fire Academy erfasst deshalb Berichte über solche Ereignisse in deutschsprachigen Medien. Nach ihren Auswertungen gab es von Anfang 2012 bis Ende Oktober 2019 in der Schweiz, in Deutschland und Österreich 199 Brandereignisse in Straßentunneln. Allein das Nationalstraßennetz der Schweiz führt 290 km durch Tunnel. Der Gotthardstraßentunnel ist mit knapp 17 km davon der längste. (anw)