Spyware: Pegasus stand beim FBI internen Dokumenten zufolge kurz vor dem Einsatz

Interne FBI-Dokumente und Gerichtsakten sollen belegen, dass das FBI zur Strafverfolgung kurz vor der Nutzung der Spyware Pegasus gestanden haben soll.

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(Bild: T. Schneider/Shutterstock.com)

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Wie jetzt bekannt wurde, stand das FBI kurz davor, die Spyware Pegasus zu Zwecken der strafrechtlichen Ermittlung einzusetzen. Das geht aus internen Dokumenten und Gerichtsunterlagen hervor, die der New York Times vorliegen. In der Vergangenheit räumte der FBI-Direktor Christopher A. Wray ein, dass das FBI Pegasus-Lizenzen von der israelischen NSO Group lediglich zur Forschung und Entwicklung eingekauft habe.

Laut Wrays Aussagen in einer Befragung durch US-Abgeordnete im vergangenen Dezember habe man etwa herausfinden wollen, wie Kriminelle die Spyware einsetzen könnten. Der Regierungsausschuss wollte im Rahmen einer Untersuchung wissen, ob das FBI jemals Pegasus gekauft oder verwendet hat. Den Unterlagen zufolge habe das FBI bereits ab Ende 2020 den Einsatz der Spyware für strafrechtliche Ermittlungen vorangetrieben. Beamten der Sicherheitsbehörde hätten etwa schon interne Richtlinien entwickelt, wie der Einsatz der Spionage-Software gegenüber der Staatsanwaltschaft offengelegt werden müsse.

Unklar sei, inwiefern das FBI den Einsatz der Spyware tatsächlich plante und "gegen US-Bürger, Ausländer oder sogar beide" beim Ausspionieren ihrer Smartphones einsetzen würde. Bereits im Januar sei der New York Times zufolge bekannt geworden, dass Beamten der Sicherheitsbehörde das NSO-Tool "Phantom" testeten. Phantom ist dem Bericht zufolge eine Version von Pegasus, die in der Lage ist, Telefone mit US-Nummern zu hacken.

Die NSO erklärte der Washington Post zufolge, dass Pegasus nicht auf Smartphones mit Telefonnummern der US-Landesvorwahl (+1) eingesetzt werden könne. In dem Bericht hieß es, dass US-Bürger, die im Ausland Verträge der ortsansässigen Anbieter verwenden würden, demnach trotzdem nicht vor dem Ausspionieren durch Pegasus geschützt seien. Technisch nutze Pegasus Zero-Click-Exploits, die selbst Experten begeistern und unabhängig von den verwendeten SIM-Karten genutzt werden.

Das FBI habe dem Bericht der New York Times zufolge Pegasus bereits 2018 gekauft – die genauen Gründe, warum die Spyware nie zum Einsatz gekommen ist, bleiben demnach ein Rätsel. Vermutet werde, dass "das größtenteils auf die zunehmende negative Berichterstattung über die Nutzung von Regierungen auf der ganzen Welt zurückzuführen" sei. Vor allem, wie das Tool eingesetzt wurde.

Pegasus wurde von Behörden, darunter angeblich das Bundeskriminalamt (BKA), gegen Journalisten, Menschenrechtsaktivisten, Regierungsvertreter und Oppositionelle in vielen Ländern eingesetzt, auch in Deutschland – das Tool sei dem Journalisten und Buchautor Frederick Obermaier zufolge "ein Monstrum, das außer Kontrolle geraten ist". Im Juni dieses Jahres beschäftigte sich ein Untersuchungsausschuss des EU-Parlaments mit der Spyware und brachte Europaabgeordnete in Wallung. IT-Experten zufolge stiehlt Pegasus den Opfern auf Dauer die Identität.

Das FBI erklärte im vergangenen Monat der New York Times zufolge: Nur weil man sich letztendlich gegen den Einsatz von Pegasus entschieden habe, bedeute das nicht, dass das FBI "in Zukunft nicht andere ähnliche Tools testen, bewerten und möglicherweise einsetzen würde, um Zugang zu verschlüsselter Kommunikation von Kriminellen zu bekommen".

(bme)