Studie: Weiterer US-Provider bremst Bittorrent aus

Nach Comcast tritt mit Cox ein weiterer US-Kabelprovider auf die P2P-Bremse. Das geht aus vorläufigen Ergebnissen einer Untersuchung des Max-Planck-Institus für Softwaresysteme hervor.

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Einer Studie des Max-Planck-Instituts für Softwaresysteme zufolge bremst auch der US-Kabelprovider Cox Communications Datenverkehr auf dem Bittorrent-Protokoll offenbar aus. Die Auswertung der von 8000 freiwilligen Teilnehmern gelieferten Daten habe ergeben, dass rund 87 Prozent der Blockadeversuche auf Hosts in US-Netzen festgestellt wurden. Immerhin ein Viertel der untersuchten US-Server habe Bittorrent-Traffic behindert. Von diesen 599 auffällig gewordenen Hosts seien 573 in den Netzen von Cox und Comcast.

Der Kabelriese Comcast war bereits im vergangenen Jahr mit der Blockade des Bittorrent-Verkehrs aufgefallen und steht seither in der Kritik und unter Beobachtung der Regulierungsbehörde. Im März hatte Comcast ein Ende der pauschalen Blockaden und ein effizienteres Traffic-Management angekündigt. Noch ist das offenbar nicht umgesetzt.

Für die Studie analysierte das MPI Softwaresysteme Datenströme zwischen dem 18. März und dem 15. Mai. Beide Kabelnetzbetreiber blockieren dem vorläufigen Ergebnis zufolge den Bittorrent-Verkehr unabhängig von der Tageszeit. Comcast hatte zunächst angeführt, nur zu Hochverkehrszeiten in den Netzverkehr einzugreifen. In einer Stellungnahme widersprach Comcast erneut dem Blockadevorwurf, räumte aber ein begrenztes Traffic-Management ein.

Auch der Kabelprovider Cox sprach in einer Stellungnahme von "angemessenem Netzwerkmanagement" im Sinne seiner Kunden. Die Nutzung von Filesharing-Clients sei erlaubt, der Einfluss des P2P-Traffics auf die Netzperformance müsse allerdings im Sinne aller Teilnehmer geregelt werden. Die Kaiserslauterer Forscher weisen daraufhin, dass die Ergebnisse für Cox aus einer relativ kleinen Datenbasis resultieren.

Die Ergebnisse des deutschen Forschungsinstituts dürften neuen Stoff für die hitzige Debatte um die Netzneutralität liefern. Nicht nur in den USA ringen Netzbetreiber und Inhalteanbieter mit Unterstützung ihrer Lobbytruppen um die Frage, wie offen das Internet der Zukunft sein soll. Während sich die Netzbetreiber ein geregeltes Netz wünschen, das ihnen neue Geschäftsmodelle (etwa die Bevorzugung von bestimmten Inhalten gegen Entgelt) ermöglicht, kämpfen Inhalteanbieter und andere Interessenten für ein offenes Internet und einen gleichberechtigten Zugang. (vbr)