Sun lässt die Muskeln spielen

Entgegen aller Befürchtungen konnte Sun die Prognosen erfüllen und Gewinn sowie Umsatz kräftig steigern.

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Von
  • Jürgen Kuri

Völlig unbeeindruckt von den Turbulenzen, die gegenwärtig die Computer-Branche plagen, zeigen sich offensichtlich Hersteller wie IBM oder Sun, die nicht auf den Umsatz mit normalen PCs angewiesen sind, sondern ihr Geschäft eher mit Servern oder einem weitgestreuten Produkt-Portfolio machen. Sun könnte eigentlich den Titel für seinen Geschäftsbericht über das zweite Quartal 2001 per Cut&Paste von dem des ersten Quartals übernehmen: Ein Rekord-Quartal sei das gewesen, meinte der Unix-Spezialist und Server-Produzent, der gerade erst einen aggressiven Auftritt im Markt für Low-End-Server hingelegt hat. Die Umsätze lagen bei 5,115 Milliarden US-Dollar, eine Steigerung um 44 Prozent gegenüber dem gleichen Quartal des Vorjahrs.

Sun verbuchte 552 Millionen US-Dollar Gewinn, 56 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Auftragseingänge stiegen um 32 Prozent auf 4,953 Milliarden US-Dollar. Das reichte zwar an die Steigerungen des ersten Quartals nicht ganz heran, als der Umsatz um 60 Prozent und der Gewinn um 85 Prozent stieg – das stört Sun aber erst einmal nicht. Die Firma, eine der wenigen aus der Computer-Branche, die im Dezember letzten Jahres keine Gewinnwarnung ausgab, zeigt sich begeistert über das Quartalsergebnis.

Der Gewinn pro Aktie im zweiten Quartal lag bei 16 Cents – damit entsprach Sun genau den Erwartungen der Börse. Unter Berücksichtigung von Sonderfaktoren und einmaliger Kosten für Übernahmen betrug der Gewinn 12 Cents pro Aktie, eine Steigerung um 19 Prozent. Im ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahrs erzielte Sun Umsätze von 10,16 Milliarden US-Dollar, ein Plus von 52 Prozent. Die Gewinne für die ersten sechs Monate lagen bei 1,062 Milliarden US-Dollar (31 Cents pro Aktie), verglichen mit 629 Millionen US-Dollar (27 Cents pro Aktie) im gleichen Zeitraum des Vorjahrs – ein Zuwachs um 69 beziehungsweise 63 Prozent. Sun sieht damit die Besorgnisse einiger Analysten endgültig widerlegt, die die Firma angesichts der schwächelnden Internet-Ökonomie und der Pleiten vieler Dot.Coms in Schwierigkeiten sahen.

Suns Chef Scott McNealy war denn auch sehr zufrieden: "Selbst bei der Markt-Dynamik, die ist, wie sie nun einmal ist, konnten wir in diesem Quartal beim Marktanteil stärker zulegen als zuvor. Die Zahlen erzählen weiter die wahre Geschichte über die Akzeptanz unserer Produkte, unserer Dienstleistungen und unseres Supports bei den Kunden weltweit." Offensichtlich unter Anspielung auf die Flaute im PC-Markt frotzelte McNealy: "Die Markt-Bedingungen werden die Führer von der Gefolgschaft klar trennen." Michael E. Lehman, Finanz-Vorstand von Sun, soufflierte seinem Chef: "In einem Quartal, das ein deutliches Beispiel für die verletzbare Entwicklung unserer Industrie gab, lieferte unser Team ein Ergebnis ab, wie dies niemand sonst in dieser Industrie kann." Sun werde nichts daran ändern, aggressiv in die Steigerung des Marktanteils zu investieren, während man sich weiterhin verpflichtet fühle, den Anteilseignern konkurrenzfähige Gewinne zu bescheren. Allerdings meinte er auf der Bilanzpressekonferenz auch, im Gesamtjahr 2001 würde der Umsatzzuwachs mit 30 bis 35 Prozent "leicht geringer" ausfallen als ursprünglich erwartet. Im dritten Quartal sei von einem Umsatz auszugehen, der auf dem Niveau des zweiten Quartals liege – was aber "typisch für dieses Quartal" sei.

Diese Äußerungen Lehmans führten anscheinend dazu, dass die Investoren den Versprechungen Suns über die glorreiche Zukunft nicht so recht trauten. Wohl auf Grund von Befürchtungen, eine nachlassende Ökonomie könnte Sun in den nächsten Monaten doch härter treffen, verlor die Aktie im ersten nachbörslichen Handel knapp 1,8 Prozent auf auf 34,25 US-Dollar. (jk)