Tech Data will gestärkt aus der Krise hervorgehen

Trotz der wirtschaftlichen Flaute sei der Distributor im Q1/2009 stärker als der Markt und einzelne Wettbewerber gewachsen. Aus einer drohenden Konsolidierungswelle in der Branche werde Tech Data gestärkt hervorgehen, ist die Führungsspitze überzeugt.

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TD-Spitze: Marc Müller, Els Demeester, Axel Grellhorst, Simone Frömming, Günter Schiessl (vlnr)

(Bild: Tech Data)

Trotz der wirtschaftlichen Flaute sei der Distributor im ersten Quartal 2009 stärker als der Markt und einzelne Wettbewerber gewachsen. Konkret erzielte Tech Data in Europa, dem Nahen Osten und Afrika in den ersten drei Monaten des Jahres einen Umsatz von 2,78 Milliarden US-Dollar – auf Eurobasis entspricht dies einem Minus von 2,6 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode. Der Gesamtmarkt sei im Vergleich jedoch um gut zehn Prozent geschrumpft, betonte Zentraleuropachefin Els Demeester anlässlich der Hausmesse Tech Data Forum 2009 am gestrigen 28. Mai in München.

Gegenüber Wettbewerbern habe Tech Data Boden gut gemacht und insbesondere in Deutschland und Großbritannien Marktanteile gewonnen. Konkrete Zahlen für die hiesige Niederlassung wollte Demeester zwar nicht verraten, erklärte aber, der Distributor entwickle sich "besser als geplant". So habe Tech Data Deutschland in allen vier Geschäftsbereichen – Broadline, VAD Azlan, Brightstar/TK und Design Software Division (CAD) – die selbst gesteckten Ziele übertroffen. Die Profitabilität sei um 80 Basispunkte gestiegen.

Der Konzern verdoppelte nahezu sein Barvermögen auf rund 220 Millionen US-Dollar – die Fremdkapitalquote liegt bei nur 20 Prozent. "Damit sind wir optimal aufgestellt, um auch unser künftiges Wachstum finanzieren zu können", erklärte Demeester, Managing Director Central Region, und kündigte eine Fortführung der Grow-for-Growth-Strategie auch in den kommenden zwei Jahren an. Wachstum durch Zukäufe wie etwa der des skandinavischen Großhändlers Scribona oder die Übernahme der Distribution von Autodesk sei ebenso geplant wie organisches Wachstum durch Fokussierung auf viel versprechende Marktsegmente.

Während Demeester in Deutschland den Kauf eines "attraktiven" Distributors nicht ausschließen will – ohne dazu nähere Details zu verraten – werde sich Tech Data aber vornehmlich um den weiteren Ausbau des laufenden Geschäfts kümmern. Denn trotz, oder sogar gerade wegen der aktuellen Wirtschaftskrise könne Tech Data durch gezielte Fokussierung auf Wachstumssegmente weiter zulegen. Die Zahl größerer Projekte gehe zwar spürbar zurück, wie Azlan-Chef Marc Müller erklärte, dafür investierten Unternehmen aber im Sinne einer allgemeinen Kostensenkung vermehrt in die Effizienzsteigerung ihrer IT. Dabei spielen Virtualisierung, aber auch Unified Communications eine große Rolle – zwei Bereiche, in denen Azlan konsequent Know-how aufgebaut habe.

Nach kostspieligen Fehlversuchen in der Vergangenheit könne Tech Data nun auch im TK- und Mobility-Markt erfolgreich mitmischen. Nicht erst seit der Anfang 2007 gestarteten und zwischenzeitlich gescheiterten Kooperation mit Brightstar versucht sich Tech Data in der Handy-Distribution. "Dieses Geschäft funktioniert aber ganz anders als das in der IT. Die Prozesse und Kunden sind anders – das haben wir erst lernen müssen", räumte Demeester ein, die seit April 2007 die Verantwortung für Tech Data in Zentraleuropa trägt. Entscheidend für den Erfolg seien genaue Kenntnisse des Marktes und dafür brauche man auch die richtigen Leute – und die sind mit dem 20-köpfigen Team rund um den langjährigen ehemaligen NT plus-Chef Axel Grellhorst seit Februar bei Brightstar an Bord.

Der Mobilfunkmarkt ist insgesamt rückläufig – Handys sind bei privaten Verbrauchern schon seit letztem Jahr keine Bestseller mehr. Das räumt auch Grellhorst ein. Der Manager stuft die Chancen für Brightstar zur Zeit dennoch als "ganz gut" ein. Vor allem weil sich die Mobilfunkprovider mit ihrer Subventionierungsstrategie zunehmend auf hochwertige, teure Smartphones konzentrieren, ergebe sich in den anderen Preissegmenten neuer Handlungsspielraum für die Distribution. Seit dem offiziellen Neustart im Februar habe Brightstar bereits erste Erfolge erzielt: die verkauften Handy-Stückzahlen seien schon fünfstellig, erklärte Grellhorst. Mit acht Anbietern – darunter Samsung, LG, Motorola und die Telekom – unterhalte man Direktverträge. 15 sollen es mittelfristig insgesamt werden.

Tech Data Forum 2009

(Bild: Tech Data)

Den erfolgreichen Auftakt schreibt Grellhorst indessen den traditionell guten Beziehungen von Tech Datas Key Account zum Einzelhandel (Retail) zu, der aktuell gut 75 Prozent des Brightstar-Geschäfts ausmacht. Sein Team werde künftig aber auch gezielt auf den Fachhandel zugehen – IT ebenso wie TK. Der Anteil dieses Kundensegmentes soll nach Grellhorsts Wunsch im nächsten Jahr auf bis zu 40 Prozent wachsen. Angesichts des schwierigen Marktumfelds dürfte ein Großteil des Brightstar-Wachstums allerdings nur auf Kosten von Wettbewerbern wie NT plus, Komsa oder Eno Telecom zu schaffen sein, die ebenfalls über den Fachhandel vertreiben.

Der Verdrängungswettbewerb in der Distribution beschränkt sich jedoch nicht allein auf Mobility und Telekommunikation, die gesamte ITK-Branche wird sich auf die veränderten Bedingungen einstellen müssen. Dies werde aber nicht allen Unternehmen gleichermaßen gelingen – aus einer drohenden Konsolidierungswelle in der Branche werde Tech Data jedoch gestärkt hervorgehen, ist die Zentraleuropachefin überzeugt: "Tech Data gibt es schon seit gut 20 Jahren und wird es auch in Zukunft geben", unterstrich Demeester anlässlich der "gut besuchten" 19. Ausgabe der Hausmesse. (map)