Ukraine: Atomkraftwerk Saporischschja unter heftigem Beschuss

Ukraine beschuldigt Russland, das AKW Saporischschja in Angriffe auf die Energie-Infrastruktur des Landes einzubeziehen. Millionen Ukrainer sind ohne Strom.

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Block 6 des ukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja.

(Bild: Energoatom, Archiv)

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Das ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja ist am Wochenende erneut beschossen worden. In der Nähe von Reaktoren habe es Explosionen gegeben, auf dem Gelände des AKW seien Gebäude, Systeme und Ausrüstungen beschädigt worden, teilte die Internationale Atomenergieagentur IAEA mit. Es habe sich um eine der intensivsten Episoden dieser Art in und um das AKW in den vergangenen Monaten gehandelt, das kurz nach dem russischen Angriff Anfang März von russischem Militär besetzt wurde.

Die Strahlungswerte am Standort seien normal geblieben, es gebe keine Berichte über Verluste, teilte die IAEA mit. Die externen Netzteile des AKW, die während des Kriegs mehrmals ausgeschaltet wurden, seien ebenfalls nicht betroffen. In den vergangenen Monaten war das AKW mehrmals von der externen Stromversorgung abgeschnitten worden, weil Leitungen beschädigt wurden, Notstromdiesel sprangen ein. Seit etwa zwei Wochen ist das AKW wieder über eine 750-kV-Leitung mit dem Stromnetz verbunden. Momentan produziert das AKW keinen Strom für das ukrainische Netz.

Nach Angaben des ukrainischen Betreibers Energoatom wurde das Gelände des AKW Saporischschja zwölfmal von russischen Bomben getroffen. Russland wiederum behauptet, ukrainisches Militär habe das Atomkraftwerk angegriffen, wie aus einer Meldung der russischen Nachrichtenagentur TASS hervorgeht. Diese berichtet auch, IAEA-Inspektoren werde Zugang zum AKW gewährt, um "bestimmte Einrichtungen" zu begutachten.

Laut Energoatom wurde auf dem AKW-Gelände Infrastruktur getroffen, unter anderem Kommunikationssysteme und Systeme von Dieselgeneratoren. Treffer seien auch an einem Umspannwerk registriert worden. Die bisher festgestellten Schäden deuteten auf gezielte Angriffe hin, mit denen verhindert werden könnte, dass die Reaktoren 5 und 6 wieder hochgefahren werden, damit sie die Ukraine mit Strom versorgen.

Dieser wird offenbar dort dringend benötigt. Russland hatte in den vergangenen Tagen die Energie-Infrastruktur der Ukraine massiv angegriffen. Mehr als 10 Millionen Ukrainer seien ohne Strom, sagte Ukraines Präsident Wolodymyr Selenski vergangene Woche. Die Hälfte des ukrainischen Energiesystems soll beschädigt sein. Der CEO des ukrainischen Stromversorgers Dtek Maxim Timschenko hat im britischen Rundfunk BBC die Menschen in der Ukraine aufgerufen, das Land zu verlassen, falls sie eine Möglichkeit haben, damit das Stromsystem entlastet wird.

(anw)