Ukraine-Krieg: IAEA bald an allen Atomkraftwerken des Landes präsent

Die Situation für das Personal am AKW Saporischschja ist weiterhin beispiellos bedrückend, warnt die IAEA. Die entsendet jetzt Teams zu allen AKWs im Land.

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(Bild: Pavel Ignatov/Shutterstock.com)

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Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) will aber diese Woche Personal in allen Atomkraftwerken in der Ukraine haben, um die Sicherheit jederzeit vor Ort überprüfen zu können. Das teilte die IAEA vor dem Wochenende mit. Die Anstrengungen zur Vermeidung eines Atomunfalls in dem anhaltenden Konflikt würden damit signifikant gesteigert. An den insgesamt fünf Standorten sollen dann zu jeder Zeit insgesamt 11 bis 12 Vertreter beziehungsweise Vertreterinnen der IAEA stationiert sein. Sie sollen die Situation beobachten, Gerätschaften überprüfen, technische Hilfe leisten, Rat geben und der IAEA berichten, erklärt die Organisation. Deren Chef reist dafür in die Ukraine.

Während der "tragische Krieg" bald das zweite Jahr erreicht, müsse man mit aller Kraft die Gefahr eines Atomunfalls verringern, der für die Menschen in der Ukraine und darüber hinaus noch mehr Leid bedeuten würde, sagt IAEA-Generaldirektor Rafael Grossi. Der gibt sich weiterhin entschlossen, eine Schutzzone um das Atomkraftwerk Saporischschja einzurichten. Dafür verhandelt die IAEA mit der Ukraine und Russland. Es gebe Fortschritte, auch wenn es länger dauere, als es der Fall sein sollte, sagt er. Er bleibe hoffnungsvoll, dass das Ziel erreichbar ist. Das größte AKW Europas steht seit Monaten besonders im Fokus, weil es quasi direkt an der Front liegt und immer wieder Ziel von Angriffen war. Die IAEA ist seit vier Monaten vor Ort.

Außer am AKW Saporischschja, wo vier Angestellte der IAEA stationiert sind, überwacht die Organisation auch mit jeweils zwei Personen die Situation an den AKWs Riwne, Tschernobly und Südukraine. Die liegen im Nordosten, Norden und Süden der Ukraine. In den kommenden Tagen sollen nun auch noch zwei Personen am AKW Chmelnyzkyj im Westen eintreffen. Damit würden dann alle fünf AKW-Standorte in der Ukraine überwacht. In Saporischschja bleibt die Lage derweil angespannt, ergänzt die IAEA noch. Zwar seien die Reaktoren heruntergefahren, aber für die dringend benötigte Kühlung werde weiter Strom benötigt. Die Anschlüsse ans Stromnetz seien aber repariert und außerdem seien alle Dieselgeneratoren vor Ort einsatzbereit.

Der Druck, der auf dem Personal des AKW Saporischschja laste, sei immens, heißt es noch. Der könne auch Konsequenzen für die Sicherheit der Anlage haben. Die Organisation erinnert daran, dass das Personal dort inmitten eines Kriegsgebiets arbeitet, während ihre Familien längst aus der Region geflohen sind. Die Situation sei beispiellos und kein Personal eines Atomkraftwerks sollte sie erleiden müssen. Aktuell würde das Personal etwa dazu gedrängt, Arbeitsverträge beim russischen Konzern Rosatom zu unterschreiben, wovon ihr aktueller Arbeitgeber Energoatom ihnen dringend abrate.

(mho)