Unbekannt:innen gendern CDU-Einrichtungen bei Google Maps

Sucht man in Google Maps nach "CDU", zeigt die Auto-Vervollständigung einen Großteil der Treffer mit einem angehängten ":innen" an.

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Google Maps gendert die CDU-Bezirksverbände und mehr. ​

Google Maps gendert die CDU-Bezirksverbände und mehr.

(Bild: Screenshot)

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Google Maps gendert plötzlich die Christlich Demokratische Union Deutschlands – kurz CDU. Sucht man bei Google Maps nach "CDU", zeigt die Auto-Vervollständigung einen Großteil der Treffer mit einem angehängten ":innen" an. So taucht zum Beispiel in Castrop-Rauxel ein CDU-Stadtverband:in auf. Hannover hat demnach einen CDU-Bezirksverband:innen. Klickt man sich in die Adresse, ist der ungegenderte Name zu finden. Der Eintrag selbst ist also nicht verändert worden, sondern nur die dazugehörige Suchanfrage samt der Optionen. In anderen Städten gibt es auch CDU-Endungen mit einem "*in" oder "*innen". Berlin hat sogar einen CDU-Bezirksverband:in am Inn:sbrucker Platz.

Die gegenderten Suchtreffer tauchen bereits seit Ostersonntag auf. Es ist nicht ganz auszuschließen, dass es sich um einen Aprilscherz der CDU selbst handelt, denn die hat gegenüber der dpa bereits mitgeteilt: "Wir bestätigen die Vorfälle und behalten uns rechtliche Schritte vor, die wir im Moment prüfen." Auch am Dienstag gab es allerdings bei Google Maps keine Ent-Genderung. Andere Parteien, Verbände oder Organisationen scheinen von dem Problem nicht betroffen zu sein. Die Schwesternpartei CSU hat in Bayern mit Stichtag 1. April das Gendern verboten. Es könnte also auch eine hierauf bezogene Protestaktion sein.

Ein Google-Sprecher sagt dazu auf Nachfrage von heise online, sie hätten Kenntnis von der Aktion und bereits entsprechende Maßnahmen ergriffen. "Unsere automatisierten Systeme und geschulten Mitarbeiter:innen arbeiten rund um die Uhr, um Google Maps auf verdächtiges Verhalten zu überwachen, inklusive fehlerhaften Umbenennungen von Orten." Google ermutigt Nutzerinnen und Nutzer, solche irreführenden Orte und andere unangemessene Inhalte zu melden. Das helfe, Google Maps "authentisch und zuverlässig" zu halten.

Um Google Maps das Gendern "beizubringen", muss eine Vielzahl an entsprechenden Vorschlägen eingegangen sein. Der Dienst übernimmt diese dann. Das heißt, Unbekannte haben sich wohl Googles Möglichkeit, Fehler oder Ungenauigkeiten zu melden, zunutze gemacht. Was eigentlich zur Aktualität von Google Maps beiträgt, kann eben auch für Schabernack und groben Unfug ausgenutzt werden. Dazu sagt Google: "Die Möglichkeit, dass Nutzer:innen Änderungen in Google Maps vorschlagen können, ermöglicht es uns, vollständige und aktuelle Informationen zur Verfügung zu stellen. Wir sind uns aber bewusst, dass es gelegentlich zu Ungenauigkeiten oder fehlerhaften Änderungsvorschlägen von Nutzer:innen kommen kann."

Man arbeite daran, schnellstmöglich auf Missbrauch zu reagieren. Dazu würden Googles Systeme genutzt, die auch Spam und Betrug erkennen. Erst vergangene Woche hatte Google erklärt, 5,5 Milliarden betrügerische Anzeigen gelöscht oder blockiert zu haben. Sie werden mittels KI immer schneller und besser erstellt, aber auch dank KI immer besser aufgespürt. Wie schnell aus "CDU Standorte:innen" nun aber wieder "CDU-Standorte" werden, ist genauso unklar, wie, wer die Verantwortlichen für den Scherz sind.

Update

Bei indymedia hat sich eine Gruppe zu der Aktion bekannt. Sie schreiben: "Mit einer schweren staatsgefährdenden Straftat haben wir in der vergangenen Woche sämtliche Eintragungen der CDU Geschäftsstellen gegendert, um auf die weiterhin existierenden patriarchalen Strukturen in diesem Land und die Politiker*innen, welche dieses System ausnutzen, hinzuweisen."

(jkj)