United Internet: Netzaufbau drückt den Gewinn

Mit soliden Zahlen schließt United Internet das Geschäftsjahr 2023 ab. Der Aufbau des eigenen Mobilfunknetzes kostet Geld und dämpft die Euphorie an der Börse.

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Bürogebäude - die Niederlassung der United-Internet-Tochter 1&1 in Montabaur

Niederlassung der United-Internet-Tochter 1&1 in Montabaur

(Bild: United Internet)

Lesezeit: 4 Min.
Inhaltsverzeichnis

Die United Internet AG hat im abgelaufenen Geschäftsjahr 2023 ihren Umsatz gesteigert sowie zahlreiche neue Kunden gewinnen können. Die Investitionen für den Aufbau eines eigenen Mobilfunknetzes senken aber das Ergebnis – und offenbar die Laune an der Börse.

Im Gesamtjahr 2023 konnte United Internet den Umsatz von 5,9 Milliarden Euro im Vorjahr um fünf Prozent auf 6,2 Milliarden Euro steigern, teilte das Unternehmen am Donnerstag in Montabaur mit. Das operative Jahresergebnis vor Zinsen und Steuern sank unterdessen von 791 Millionen Euro auf 762 Millionen Euro (-3,7%). Darin sind allerdings negative Posten enthalten, die sich nicht in bar auswirken. Daher ist der operative Cashflow um gut sieben Millionen Euro auf eine Milliarde Euro gestiegen.

Bei den Kunden kommen die Angebote des Konzerns gut an. Im Geschäftsjahr stieg die Zahl der kostenpflichtigen Kundenverträge um gut eine Million auf 28,5 Millionen. Im wichtigen Mobilfunkgeschäft hat United Internet rund eine halbe Million Kunden dazugewonnen.

Das Ergebnis wird laut Unternehmensangaben belastet durch die Kosten des Börsengangs der Hosting-Tochter Ionos im vergangenen Jahr sowie Abschreibungen im Zusammenhang mit dem Aufbau des eigenen Mobilfunknetzes von 1&1 und dem Netzausbau bei Versatel.

Investitionen in den Netzausbau werden auch 2024 und darüber hinaus zu Buche schlagen. Dem stehen laut Unternehmen "sukzessiv steigende Kosteneinsparungen bei Vorleistungen gegenüber": Je mehr Kunden 1&1 auf dem eigenen Netz bedienen kann, desto weniger Miete muss das Unternehmen an andere Netzbetreiber überweisen.

Damit diese Rechnung aufgeht, muss 1&1 beim Netzaufbau noch einen Zahn zulegen. Die mit den ersteigerten 5G-Frequenzen verbundenen Ausbauauflagen bis Ende 2022 hat das Unternehmen verfehlt – 1000 Antennen hätten es sein sollen, es waren fünf. Zu welchen Sanktionen das von der Bundesnetzagentur angestrengte Verfahren führt, ist noch offen.

Bis Ende März sollen nun 200 Antennenstandorte im Netz sein, sagte United-CEO Ralph Dommermuth am Donnerstag. Das ist im Vergleich zu den etablierten Anbietern Deutsche Telekom, O2 und Vodafone, deren Netze aus weit über 25.000 Standorten bestehen, dünn. Die 1&1-Antennen sind noch weit verstreut, wie sich auch bei unserem Test in Berlin gezeigt hat.

Inzwischen hat 1&1 schon mehr Standorte erschlossen, diese aber noch nicht ins Netz integriert. Ende des Jahres sollen es 1000 aktive Standorte sein. "Wir sind gut unterwegs", sagte Dommermuth und zeigte sich weiter zuversichtlich, das nächste Etappenziel von 25 Prozent Haushaltsabdeckung bis Ende 2025 zu erreichen. 2030 sollen es 50 Prozent sein. Dafür sind nach Berechnungen des Unternehmens 12.600 eigene Standorte und Investitionen von sieben Milliarden Euro nötig.

Spätestens Ende 2025 muss das Unternehmen auch seine Geschäftstätigkeit als Wiederverkäufer der Leistungen anderer Mobilfunk-Netzbetreiber einstellen. Derzeit operiert 1&1 noch zweigleisig: Mit dem eigenen Netz, auf das Neukunden geschaltet werden, und den von der Konkurrenz angemieteten Netzkapazitäten, mit denen die meisten Bestandskunden versorgt werden. Unterdessen hat 1&1 damit begonnen, seine Bestandskunden auf das eigene Netz zu migrieren.

Wo 1&1 noch keine eigenen Antennen betreibt, greift ein Roaming-Abkommen mit Telefónica Deutschland (O2). Die Kunden werden nahtlos auf das O2-Netz geschaltet. Im Sommer wechselt 1&1 den Roamingpartner und die Kunden damit in das Netz von Vodafone. Für 1&1 ist das dem Vernehmen nach der deutlich günstigere Deal.

Die Börse sieht das mit gemischten Gefühlen. Die Aktien von United Internet, 1&1 und Ionos gaben im Laufe des Donnerstags leicht nach, obwohl die Zahlen keine bösen Überraschungen beinhalten. Analysten gehen davon aus, dass die Kursbewegung die auch künftig nötigen Investitionen in den Netzausbau einpreist.

(vbr)