VIA bringt mit "Android-PC" einen Mini-ARM-PC
Immer mehr Mini-Rechner mit ARM-SoCs tauchen auf, die Bastler mit Android, Linux oder anderen Betriebssystemen in Betrieb nehmen können. Nun bringt auch VIA den "APC" mit einem ARM-SoC für 49 US-Dollar.
Raspberry Pi, Pandaboard, Pogoplug, Cotton Candy Stick, Trim Slice, Valueplus Tizzbird N1 und so weiter: Immer mehr Mini-Rechner mit ARM-SoCs tauchen auf, die Bastler mit Android, Linux oder anderen Betriebssystemen in Betrieb nehmen können. Niedrige Kosten und niedrige Leistungsaufnahme sind Trumpf, doch die Zielrichtung unterscheidet sich je nach Produkt stark: Der sehr billige und mager ausgestattete Raspberry Pi wendet sich beispielsweise – ähnlich wie seit Jahren schon das Arduino-Projekt – vor allem an programmierfreudige Bastler, der Pogoplug mit eSATA- und Gigabit-Ethernet-Ports taugt eher als Heim-Server oder NAS-Ersatz, während bei den Geräten im USB-Stick-Format oft das Betriebssystem Android im Vordergrund steht.
Nun startet auch VIA Technologies einen Versuchsballon auf diesem Gebiet: Der für 49 US-Dollar inklusive Netzteil bestellbare APC (Android-PC) besteht eigentlich nur aus einem kleinen Mainboard im "halben" Mini-ITX-Format. Mit 512 MByte RAM und 2 GByte NAND-Flash-"Massenspeicher" ist er im Vergleich zu vielen anderen derartigen Rechnerlein recht gut ausgestattet. Außer einem HDMI-Port steht auch eine VGA-Buchse bereit, über einen MicroSD-Steckplatz lässt sich noch mehr Speicher nachrüsten. Überraschend ist allerdings die vergleichsweise hohe Leistungsaufnahme: VIA nennt 4 Watt im Leerlauf, wohl unter dem vorinstallierten Android 2.3 "PC System", und satte 13,5 Watt als Maximalwert. Es wird nicht klar, ob diese Werte netzseitig oder auf der Niederspannungsseite gemessen wurden – falls Letzteres der Fall ist, kommen auch noch Verluste des Netzteils hinzu.
Andere Mini-Rechner mit ARM-SoCs sind deutlich sparsamer oder liefern – wie der Trim-Slice mit Nvidia Tegra 2 – bei ähnlicher Leistungsaufnahme ein Mehrfaches an Rechenleistung: Während in aktuellen Smartphones schon optimierte Nachfolger der ARM-Mikroarchitektur Cortex-A9 mit zwei Kernen und 1,5 GHz auftauchen und der Tegra 2 immerhin 1 GHz und zwei Out-of-Order-Cores der Generation A9 (ARMv7) bietet, gehört der auf dem APC mit 800 MHz taktende Single-Core Wondermedia Prizm WM8750 noch zur ARM11-Generation mit ARMv6-Befehlssatz (ARM1176JZF). Damit fühlt sich Android schon auf den winzigen Schirmen von Billig-Handys lahm an, über die HDMI-Buchse liefert der APC aber maximal sogar 720p-Auflösung.
Für den Heim-Server- oder NAS-Einsatz sind ARM-Systeme dieser Machart kaum geeignet, weil sie keine SATA-Ports besitzen und meistens auch bloß mit Fast-Ethernet-Chips (100 MBit/s) bestückt sind. Bei manchen ARM-Rechnerlein wie dem Trim-Slice sind SATA-Ports per USB 2.0 Highspeed angebunden und schaffen keine 30 MByte/s. Wegen der vergleichsweise geringen Rechenleistung, dem knappen RAM und der langsamen Anbindung der Massenspeicher fühlen sich derartige ARM-Systeme mit gewöhnlichen Linux-Distributionen sehr langsam an – ihre Stärken entfalten sie erst unter optimierten Betriebssystemen wie Android. Ob der APC Zugang zu Android-App-Zentrale Google Play hat, ist zurzeit unklar. (ciw)