Verschlüsselung: Auch Apple warnt vor britischem Abhörgesetz
Nach Meta und Signal hat nun auch Apple zur UK Online Safety Bill Stellung bezogen. Die soll Ende-zu-Ende-Verschlüsselung für Messaging-Dienste aushebeln.
Apple schließt sich mehreren konkurrierenden Unternehmen in der negativen Einschätzung eines neuen britischen Internet-Sicherheitsgesetzes an. Die sogenannte Online Safety Bill (OSB), welche die Regierung in London plant, soll automatisiert Messaging-Anwendungen auf Missbrauchsmaterial (Child sexual abuse material, CSAM) scannen. Damit würde die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung solcher Apps gebrochen. Zuvor hatten sich auch die Messaging-Plattform Signal sowie die WhatsApp-Mutter Meta gegen OSB ausgesprochen.
Apple: "Ernsthafte Bedrohung"
"Die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung [E2EE, Anm. d. Red.] ist eine wichtige Funktion zum Schutz der Privatsphäre von Journalisten, Menschenrechtsaktivisten und Diplomaten", so Apple in einem Statement, das der BBC vorliegt. Sie helfe auch normalen Bürgern, sich vor Überwachung, Identitätsdiebstahl, Betrug und Datenschutzverletzungen zu schützen. "Das Gesetz zur Online-Sicherheit stellt eine ernsthafte Bedrohung für diesen Schutz dar und könnte die Bürger des Vereinigten Königreichs einem größeren Risiko aussetzen", so Apple weiter.
Ein Regierungssprecher erklärte gegenüber der BBC, dass "Unternehmen nur dann eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung einführen sollten, wenn sie gleichzeitig den abscheulichen sexuellen Missbrauch von Kindern auf ihren Plattformen verhindern können". Man werde weiterhin mit den Tech-Konzernen kooperieren, "um Lösungen zur Bekämpfung der Verbreitung von Material über sexuellen Kindesmissbrauch zu finden und gleichzeitig die Privatsphäre der Nutzer zu wahren".
Erinnerungen an Chatkontrolle der EU
Die Regierungsbemühungen in Großbritannien ähneln der sogenannten Chatkontrolle, die manche EU-Staaten fordern. Dabei wird sogar ein vollständiges Ende von E2EE gewünscht. Deutschland hat sich bislang gegen eine Aufweichung von Verschlüsselung ausgesprochen. Man sieht darin – zumindest bislang – einen möglichen Angriff auf die Grundrechte. Ein hohes Maß an Datenschutz und Cybersicherheit sei "grundlegend".
Der OSB-Gesetzentwurf durchläuft derzeit das britische Parlament. Er enthält Befugnisse, die es der Kommunikationsaufsichtsbehörde Ofcom ermöglichen könnten, Plattformen anzuweisen, "akkreditierte" Technologien zur Überprüfung des Inhalts von privaten Nachrichten zu verwenden. Apple hatte selbst eine Zeit lang vor, Inhalte in seiner Foto-Mediathek auf CSAM zu scannen, nach massiven Protesten aber einen Rückzieher gemacht. Allerdings wird mit iOS 17, iPadOS 17 und macOS 14 nun ein Nacktbildscanner im Betriebssystem implementiert, der bei Personen unter 13 Jahren automatisch aktiv ist und automatisch vor dem Versand und Empfang von Nacktmaterial warnt – Apple soll hierauf aber keinen Zugreif haben, das Scanning erfolgt lokal. Signal hatte im Februar gewarnt, man werde den britischen Markt verlassen, sollte die OSB so durchgehen.
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(bsc)