Volkswagen: Elektroauto ID.3 wird nicht in Wolfsburg gebaut
Die Pläne, das Elektroauto ID.3 auch in Wolfsburg zu bauen, lässt VW fallen. Grund dafür ist eine aktuell schwache Nachfrage.
- Martin Franz
- mit Material der dpa
Der VW ID.3, so wurde es bei seinem Start vielfach vermutet, tritt langfristig die Nachfolge des Bestsellers Golf an. Bislang hat sich diese Hoffnung für VW nicht erfüllt, der gerade überarbeitete Golf führt im Verkauf deutlich. Nun reagiert der Konzern und beerdigt das Vorhaben, den ID.3 parallel auch in Wolfsburg zu bauen. Volkswagen habe entschieden, den ID.3 weiterhin ausschließlich in Sachsen zu bauen, bestätigte ein Sprecher von Volkswagen. Der für Sommer 2024 geplante Montagestart im Stammwerk Wolfsburg sei abgesagt worden.
Gute Nachricht für Zwickau
Aufgrund einer insgesamt schwache Nachfrage nach Elektroautos hatte VW an seinem reinen E-Auto-Standort in Sachsen zuletzt Schichten streichen müssen. Im vergangenen Jahr lieferte VW insgesamt 140.800 ID.3 aus. Der Verzicht auf die zusätzliche Fertigung in Wolfsburg sei daher eine gute Nachricht für Zwickau, sagte Vollmer. Auf die bereits bestehende ID.3-Montage in Dresden, wo das Auto zusätzlich in kleiner Stückzahl gebaut wird, habe das aber keine Auswirkungen, fügte der Sprecher hinzu. Die Montage dort laufe weiter.
"Unter dem Strich zählt jeder Euro, den wir nicht zwingend ausgeben müssen", begründete Produktionsvorstand Christian Vollmer die Entscheidung in einem Interview. "Wir haben aus diesem Grund entschieden, das Volumen des ID.3 weiterhin in Zwickau zu bündeln und den bereits vollständig eingerüsteten Standort effektiv auszulasten." In Wolfsburg konzentriere man sich dagegen vorerst weiter auf die Produktion von Verbrenner- und Hybrid-Fahrzeugen wie Golf und Tiguan, sagte Vollmer. "Das sind durchweg starke Modelle, die den Standort ordentlich auslasten. Ich bin zuversichtlich, dass wir dieses Jahr im Stammwerk zum ersten Mal seit Langem wieder die Marke von 500.000 produzierten Fahrzeugen überschreiten werden."
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Umbau in Wolfsburg geht weiter
VW hatte Ende 2021 angekündigt, den ID.3 zusätzlich zu Zwickau auch in Wolfsburg zu montieren. Ursprünglich sollte die Fertigung in kleiner Stückzahl bereits Ende 2023 starten. Der Umbau des Stammwerks für E-Autos gehe aber auch ohne den ID.3 weiter, fügte Vollmer hinzu. 2026 soll hier früheren Angaben zufolge ein E-SUV anlaufen, später auch ein neuer Elektro-Golf. Wie es mit dem ID.3 weitergeht, ist derzeit ungewiss. Denn inzwischen ist bestätigt, dass VW an einem neuen Golf arbeitet, der ausschließlich als Elektroauto auf den Markt kommen soll. "Es gibt nicht genug Platz, um zwei oder drei verschiedene Modelle für ein und denselben Kunden anzubieten", sagt Kai Grünitz, Leiter der technischen Entwicklung bei VW.
Die Aussage dürfte den von VW eingeschlagenen Weg beschreiben. Der ID.3 wird nach nur einer Generation rund um das Jahr 2027 eingestellt und durch einen neuen e-Golf ersetzt. Der dürfte in der Gestaltung wieder konservativer ausfallen als der für Wolfsburger Verhältnisse kess geformte ID.3. Dass Volkswagen diesen Weg einschlägt, deutet der Ersatz für den Kleinwagen Polo an. Der ID.2, der im kommenden Jahr vorgestellt werden soll, ist eher konventionell als futuristisch gezeichnet. Das verwundert nicht, denn genau damit war und ist VW am Markt erfolgreich.
(mfz)