Vorschlag aus der Schweiz: Digitales Zentralbankgeld mit GNU-Taler

Ein Schweizer Nationalbanksvorstand und zwei Entwickler haben sich Gedanken gemacht, wie ein digitales Bargeld von der Zentralbank aussehen kann.

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(Bild: nuruddean / Shutterstock.com)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Monika Ermert
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Über digitales Zentralbankgeld wird aktuell viel diskutiert. Eine mögliche technische Umsetzung stellen Thomas Moser, Vorstandsmitglied der Schweizer Nationalbank (SNB), GNU-Entwickler Christian Grothoff und der Vater von DigiCash, David Chaum, vor. In einem gemeinsamen Papier argumentieren sie für die Vorzüge eines token-basierten digitalen Bargelds namens GNU Taler.

Das Konzept des GNU Talers hat ihrem Paper zufolge erhebliche Vorteile gegenüber Blockchain- aber auch Konto-basierten digitalen Geldtransaktionen. Über Kreuz sind die Autoren aus der Schweiz aber mit den Zentralbankern aus Schweden. Die Riksbank hält vollständigen Datenschutz für unmöglich bei digitalen Währungen.

Seit mehreren Jahren haben Entwickler rund um Grothoff das Konzept "Taxable Anonymous Libre Electronic Reserves", kurz Taler, entwickelt. Interessierte können bereits seit einiger Zeit die kryptografisch gesicherten digitalen "Münzen" ausprobieren, unter anderem in der Mensa von Grothoffs Hochschule in Bern. Technisch setzt Taler auf die Vorarbeiten von Chaum auf, der 1982 DigiCash als elektronische Entsprechung für Bargeld entwickelte.

Der GNU Taler solle so datenschutzfreundlich werden wie klassisches Bargeld, bei allen Annehmlichkeiten des Online-Bezahlens, versprechen die Macher. Zudem wollen sie die Nachteile von Bitcoin und Co. vermeiden, wie den hohen Energieverbrauch und die starken Wertschwankungen. Dabei baut der Taler auf zentrale Autoritäten aus dem Bankwesen. Es gehe nicht darum, eine neue Währung zu schaffen. Der Wert eines Talers entspricht der jeweiligen Währung, die hier kryptografisch repräsentiert und transferiert wird. Die digitalen Talermünzen werden rein lokal auf dem Rechner des Nutzers abgelegt.

Für Zentralbanken hätte die Ausgabe einer digitalen Zentralbank-Währung im Stil von Taler einige Vorteile, versichern die drei Autoren. So können Bankkunden sich Taler über ihre Bank bei der Zentralbank beziehen, ohne dass diese sieht, welche "Nummern" die gezogenen Münzen haben. Das erlaube es, anonym online zu bezahlen. Ermöglicht wird das durch die von Chaum in den 1980er Jahren vorgeschlagenen blinden Signaturen.

Bei den "Nummern" handelt es sich einfach gesagt um Schüsselpaare. Die 1982 von David Chaum entwickelten und später für DigiCash eingesetzten RSA-basierten, blinden Signaturen sollen garantieren, dass der Herausgeber die Schlüsselpaare nicht kennt. Verglichen wird das mit dem Unterschreiben eines verschlossenen, mit Durchschlagpapier ausgelegten Briefs eines vom Signierer verifizierten Absenders. Der Nutzer prägt gewissermaßen seine Münzen durch die Schlüsselerzeugung und den Blendungsfaktor selbst. Die Bank garantiert, dass jede Münze nur einmal ausgegeben wird.

Darüber hinaus würden Geldwäsche- und Steuerhinterziehung erschwert, weil Zahlungsempfänger ihre Taler rasch via Zentralbank auf ihre normalen Konten gutschreiben lassen müssen, argumentieren die drei Autoren. Bei dieser Aktion prüft die ausgebende Zentralbank, ob die entsprechenden signierten Hashes nicht bereits ausgegeben wurden.

Nach den Vorstellungen von Moser, Grothoff und Chaum bleiben die Zentralbanken trotz der Ausgabe digitaler Währung kein direkter Partner der Bankkunden. Vielmehr halten die Geschäfts- und Privatbanken die eigentliche Kundenbeziehung. Ein Run auf die digitale Währung, so die drei Autoren, könne entweder durch Limits wie beim Bargeldbezug am Automaten oder aber durch Gebühren auf den Umtausch alter Taler vermieden werden. Mit dem Umtausch, praktisch einer Neusignierung, soll die Zahl der im Umlauf befindlichen Taler überschaubar gehalten werden.

Insgesamt solle das System schnell und kryptografisch effizient sein. Pro Transaktion fielen rund 1 bis 10 Kilobyte an. Für Tests, bei denen das Taler-Entwicklungsteam auf Amazon Web Services zurückgriff, gab man 0,0001 US-Dollar pro Transaktion aus, Speicherung, Rechenzeit und Bandbreite inklusive.

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