Wann kommt die nächste AMD-Prozessorarchitektur?

Der gerade von AMD überarbeitete Prozessor-Fahrplan wirft die Frage auf, wann die ursprünglich für 2009 angekündigten CPU-Architekturen Bulldozer und Bobcat erscheinen werden.

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Mitte 2007 wurde Sandtiger für 2009 angekündigt

Die jüngsten öffentlichen CPU-Planungen der Firma AMD haben einige Punkte hinsichtlich kommendender Produkte geklärt, und das war anscheinend auch der wichtigste Grund für ihre Veröffentlichung am Tag vor der Aktionärsversammlung, die in wenigen Stunden im Lakeway Resort in Texas beginnt. Dort wird die AMD-Führung wohl mit bohrenden Fragen zu ihrer Strategie konfrontiert sein, vor allem was die Rückkehr des Unternehmens in die Gewinnzone betrifft. Auch die von AMD-CEO Hector Ruiz mittlerweile oft beschworene, aber bisher nie genau erklärte "Asset-Light"- oder "Asset-Smart"-Strategie rückt weiter ins Zentrum der Aufmerksamkeit, es kursieren immer wieder Gerüchte über die Abspaltung der Halbleiterbauelemente-Fertigungswerke. Bisher hat sich Ruiz standhaft geweigert, Details zu verraten; bis in ungefähr einem Jahr muss er sich aber positionieren, dann wird die Entscheidung über die milliardenschwere Investition im US-Bundestaat New York fällig.

Nun ist der Sandtiger verschwunden

Die jüngste Fassung der in den vergangenen zwei Jahren mehrfach veränderten Pläne für Serverprozessoren soll da etwas Ruhe in die Diskussion bringen – und zwar durch eine realistische, eher konservative Planung. Ganz offensichtlich hat sich AMD etwa davon verabschiedet, 2009 die neuen Prozessorarchitekturen Bulldozer (als Ablösung der aktuellen x86/x64-Kerne K8 und K10) und Bobcat (eine mit Intel Atom konkurrierende Stromspar-Architektur) einführen zu wollen. Die beiden Produkte stehen nicht einmal für 2010 auf dem aktuellen Plan, der allerdings nur Server betrifft und bis ins erste Halbjahr 2010, also fast genau 24 Monate, in die Zukunft reicht. Doch der mittlerweile entschwundene Chief Technology Officer Phil Hester hatte vor nicht einmal einem Jahr noch den Serverprozessor Sandtiger mit bis zu 16 Bulldozer-Kernen für 2009 angekündigt – war dieses offenbar unhaltbare Versprechen der Grund für seinen Abgang?

Bereits im Dezember 2007 hatte AMD deutlich überarbeitete Roadmaps vorgestellt, auf denen die Bulldozer- und Bobcat-Kerne fehlten. Nach den Plänen aus dem Juli 2007 hätte die erste Implementierung des Kombiprozessor-Konzepts Fusion den Namen "Falcon" tragen und einen Bulldozer-Kern enthalten sollen; im Dezember sollte die erste Accelerated Processing Unit (APU) dann im zweiten Halbjahr 2009 erscheinen, aber statt Bulldozer nur noch K8- oder K10-Kerne aus der zur Zeit aktuellen "Stars"-Familie enthalten.

Hester versprach im Juli 2007 den "Falcon" mit Bulldozer-Kern

AMD räumt nun offenbar ein, dass sich die Entwicklung einer neuen Kern-Architektur, die der K10-Generation nachfolgen wird, zumindest um ein Jahr verzögert hat. Möglicherweise kommen die Bulldozer/Bobcat-Kerne erst mit der 32-Nanometer-Fertigung, auf die AMD (gemäß öffentlicher Planung aus dem Dezember 2007) im Laufe des Jahres 2010 umsteigen will. Bisher hatte AMD zunächst meist Serverprozessoren mit feineren Strukturen vorgestellt, hier liegen die Stückzahlen deutlich niedriger. Den für 2010 geplanten Serverprozessor Sao Paulo mit sechs Kernen will AMD aber noch mit 45-nm-Technik herstellen und logischerweise dann auch den aus zwei Sao-Paulo-Dice zusammengesetzten "Zwölfender" Magny-Cours. Intel plant unterdessen 2009 mit Westmere den Umstieg auf 32-nm-Fertigungstechnik; Westmere baut dabei noch auf leicht optimierte Nehalem-Technik, 2010 soll dann die neue Kern-Architektur Sandy Bridge folgen. Bisher hat auch AMD jeweils zunächst die Fertigungsstrukturen verkleinert und erst im zweiten Schritt dann neue Kerne eingeführt, so dass es aus heutiger Sicht unwahrscheinlich erscheint, dass AMD noch im zweiten Halbjahr 2010 einen 32-nm-Bulldozer einführt.

Im Dezember 2007 war bei "Swift" dann von "Stars"-Kernen die Rede

Verschoben hat AMD auch den noch im vergangenen Dezember für 2009 angekündigten Umstieg der Serverprozessoren auf DDR3-SDRAM als Hauptspeicher. Mit der Server-Plattform Maranello soll nun erst 2010 die neue Prozessorfassung G34 kommen, die außer DDR3-Speicher auch einen vierten externen HyperTransport-(3.0)-Link ermöglicht. Anders als bisher versprochen, soll HT 3.0 für Serverprozessoren nun aber bereits doch mit dem noch 2008 erwarteten 45-Nanometer-Prozessor Shanghai Einzug halten, aber nur bei den kohärenten HT-Links (cHT), mit denen die Prozessoren untereinander kommunizieren; für Server-Chipsätze ist weiterhin HT 1.0 vorgesehen, so dass es bei der bisherigen LGA1207-Fassung bleiben kann. Die Speichertechnik G3MX erwähnt die AMD-Roadmap unterdessen nicht mehr

Die überarbeitete Planung spiegelt möglicherweise auch wider, dass AMD deutlich weniger finanzielle Mittel und nach den Entlassungen wohl auch weniger Personal für die Entwicklung einsetzen kann. Über Prozessoren für Desktop-Rechner äußerte sich AMD-Manager Randy Allen nicht; hier wird der Umstieg auf DDR3-SDRAM mit der Einführung von 45-nm-Prozessoren erwartet (Socket AM3). (ciw)