Wegen "zentralisierter KI": Stability AI verliert CEO

"Alles für eine dezentralisierte KI" – der bisherige CEO von Stability AI wendet sich gegen die Neuausrichtung des Unternehmens.

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Bilder von Stable Diffusion

Bilder, die mit Stable Diffusion generiert wurden.

(Bild: Stability AI)

Lesezeit: 4 Min.

Stability AI muss derzeit ohne CEO auskommen. Der bisherige Chef Emad Mostaque ist gegangen. Offensichtlich hat er gekündigt. Während das KI-Unternehmen in einem Blogbeitrag Bedauern ausdrückt, erklärt Mostaque auf X, dass er "nicht mit zentralisierter KI gegen zentralisierte KI ankämpfen möchte" und er beschlossen habe, "zurückzutreten, um das Problem bei Stability und anderswo zu lösen." Allerdings hält er die Aktienmehrheit.

Mostaque tritt zugunsten einer "dezentralisierten KI" zurück, schreibt er weiter in seinen Beiträgen. Und: Es sei wichtiger, KI zu koordinieren und zu regulieren, als auf noch mehr Leistung zu setzen. "Wir müssen KI dezentralisieren, bevor es zu spät ist." Damit dürfte sich Mostaque gegen die Konzepte von OpenAI oder Anthropic wenden, die zum Teil zwar offen gestartet sind, deren Forschung dann aber mit der Zeit immer abgeschotteter wurde. Selbst Mitgründer von OpenAI, Elon Musk klagt, dass das Unternehmen nicht mehr dem Gründungsgedanken folge, offen zu sein. Das geht so weit, dass inzwischen nicht mal bekannt ist, mit welchen Daten die KI-Modelle von OpenAI trainiert wurden.

"Die Konzentration von Macht ist schlecht für uns alle" schreibt Mostaque außerdem und verspricht, später mehr Informationen zu teilen. Das ist bisher nicht geschehen. Es ist nicht das erste Mal, dass der CEO sich gegen die aktuellen Entwicklungen wendet. So postete er bereits, dass man sich einsam fühle, als KI-Unternehmen keine Billionen-Dollar-Investitionen zu bekommen. Das war die Antwort auf einen Beitrag von Meredith Whittaker, der Signal-Chefin, die schrieb: "Es gibt kein KI-Startup, es gibt nur Jungs, mit Modells, die darauf warten, von einem der drei großen KI-Unternehmen übernommen zu werden." Zu Stability AIs Investoren gehören unter anderem Coatue und Intel.

Mostaque sieht auch einen "seltsamen Fokus von KI-Unternehmen auf den Umsatz" und glaubt, mehr oder weniger ernst gemeint, dass wir eine AGI (Artificial General Intelligence) haben werden, bevor wir alle Probleme von Videokonferenzen gelöst haben. In Mostaques Augen ist KI die "größte Blase aller Zeiten", die noch viel Forschung bedarf. Stability AIs Produkte sind bisher Open-Source.

Übergangsweise werden bei Stability AI Shan Shan Wong, bisher COO, und Christian Laforte, CTO als Co-CEOS fungieren. Mostaque schreibt allerdings auch, dass er die Aktienmehrheit bei Stability AI hielte und daher weiterhin in die Entscheidungsprozesse eingreifen könne. Vor Mostaque sind bereits mehrere leitende Mitarbeiter aus dem Unternehmen ausgeschieden, darunter der Chefwissenschaftler Robin Rombach und seine Kollegen Andreas Blattmann und Dominik Lorenz. Versuche, bei den Investitionsrunden besser abzuschneiden, liefen schief. Wie bei allen Unternehmen, die generative KI anbieten, gibt es noch kein ausreichendes Finanzierungsmodell. Selbst Sam Altman hatte vergangenes Jahr gesagt, sie hätten keine Ahnung, wie man Geld verdienen könne. Die Entwicklung und Nutzung von KI-Modellen sind bisher zu teuer, als dass man sie durch Einnahmen über Kunden finanzieren könne.

Gerüchten zufolge soll der Stability-AI-Investor Coatue auf den Rücktritt Mostaques gedrängt haben, damit das Unternehmen einen Profit-orientierten Weg gehen kann. Im Blogbeitrag zum Abschied wird Mostaque zitiert: "Ich glaube fest an die Mission von Stability AI und habe das Gefühl, dass das Unternehmen in fähigen Händen ist. Es ist nun an der Zeit, dafür zu sorgen, dass KI offen und dezentralisiert bleibt." Darauf folgt ein Absatz, der nach Neuausrichtung klingt: Man könne nun die "nächste Stufe des Wachstums" in Angriff nehmen.

Zu den Problemen von Stability AI gehört allerdings auch eine Klage von Getty Images, die dem KI-Anbieter vorwerfen, ihre Bildgeneratoren mit urheberrechtlich geschütztem Material trainiert zu haben. Tatsächlich soll Stable Diffusion sogar das Wasserzeichen von Getty Images auf Wunsch generieren.

(emw)