Weltweit erstes Netz mit Wasserstoff-Zügen in Betrieb

In Niedersachsen transportieren nun fünf Wasserstoff-Züge Passagiere im Regelbetrieb. Bis Ende 2022 sollen es 14 werden.

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Ein Coradia iLint hält an der Station Bremervörde.

(Bild: LNVG)

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In Niedersachsen wird nun das erste Nahverkehrsnetz mit Wasserstoff-Zügen betrieben. Fünf Fahrzeuge vom Typ Coradia iLint des Herstellers Alstom transportieren Passagiere auf der Strecke zwischen Cuxhaven, Bremerhaven, Bremervörde und Buxtehude, teilt die Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen (LNVG) mit. Es sei weltweit das erste Netz seiner Art.

Bis zum Jahresende sollen es 14 Züge werden, die mit Brennstoffzellen angetrieben werden. Sie sollen 15 mit Diesel betriebene ersetzen und jeweils mit einer Tankfüllung 1000 Kilometer weit fahren können. Das entspreche jährlich einer Menge von 1,6 Millionen Liter Diesel, schreibt die LNVg (PDF), 4400 Tonnen CO₂ würden nun nicht mehr in die Atmosphäre geblasen.

Vorserienmodelle der Wasserstoffzüge wurden zunächst ab September 2018 zwei Jahre lang getestet. Bereits Ende 2018 hatte sich für die Projektbetreiber gezeigt, dass die neuen Züge ebenso gut funktionieren wie die alten, nur leiser. An dem Projekt, das 93 Millionen Euro kostet, sind außer der LNVG und Hersteller Alstom die Eisenbahnen und Verkehrsbetriebe Elbe-Weser (evb) und das Gase- und Engineering-Unternehmen Linde beteiligt.

Linde stellt den Wasserstoff her, der in Bremervörde in 64 Hochdruckspeichern gelagert wird. Der Druck von 500 bar sorgt dafür, dass ein Speicher 1800 Kilogramm Wasserstoff fassen kann. Die Züge werden an zwei Zapfsäulen betankt. Ein Kilogramm Wasserstoff ersetze etwa 4,5 Liter Dieselkraftstoff, erläutert Linde. Das Unternehmen plant, vor Ort in Bremervörde das Wasserstoff auch per Elektrolyse aus erneuerbarer Energie zu produzieren.

Der emissionsfreie Zug Coradia iLint von Alstom (7 Bilder)

Der Coradia iLint soll nicht nur keine giftigen Abgase von sich geben, sondern auch leiser als andere Züge sein.

(Bild: Alstom)

Alstom hat den Coradia iLint nach eigenen Angaben gezielt für den Einsatz auf nichtelektrifizierten Strecken entwickelt. In Niedersachsen ist der Zug mit 80 bis 120 km/h unterwegs, er könnte auch 140 km/h schnell fahren.

Niedersachsen ist nicht das einzige Bundesland mit Wasserstoff-Zügen. Auf der Zollernalbbahn in Baden-Württemberg fährt seit vorigem Jahr ein Zug mit Brennstoffzellenantrieb, der ebenfalls von Alstom stammt. In der Metropolregion Berlin-Brandenburg sollen ab Ende 2024 hingegen Wasserstoff-Züge von Siemens fahren. 7 Mireo Plus H wurden vor Kurzem bestellt.

(anw)