Fotobranche unter Druck: Nikon schlingert, Leica auf Erfolgsspur

Seite 2: Fotofirmen sollten Komfortzone verlassen

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Damit Unternehmen Innovationen erfolgreich auf den Weg bringen können, ist es notwendig, dass der Aufbruch zunächst in den Köpfen geschieht. Denn allzu gerne verhaften wir in der kuscheligen Komfortzone, in bewährten Verhaltensweisen und bekanntem Terrain. Der Ausbruch muss zunächst hier geschehen, damit er dann auch in Form von neuen Produkten, neuen Märkten und neuen Umsatzpotenzialen sichtbar wird. Wenn ein Unternehmen Schwierigkeiten hat, ist eine typische Verhaltensweise in der Komfortzone "Kosten senken". Gut lässt sich das in jüngster Vergangenheit bei Nikon beobachten. Ergebnis schwächelt – Konzern wird reorganisiert, Teilbereiche abgespalten, Mitarbeiter entlassen.

Besser macht es da beispielsweise Leica. Anstatt sich darüber zu beklagen, dass der Kameramarkt unter Druck ist, sucht das Unternehmen nach Kooperationen mit Unternehmen in Boom-Märkten. Ein naheliegender Schritt ist, die Zusammenarbeit mit Handy-Herstellern wie Huawei weiter auszubauen. Aber das Unternehmen denkt noch weiter und sucht nach neuen Potenzialen in Fernsehern, Drohnen und überall da, wo Optik verbaut wird. Der kritische Blick jenseits des Tagesgeschäfts ist auch notwendig. Denn im digitalen Zeitalter werden immer mehr Ökosysteme gebaut. Ist ein Kunde einmal darin gefangen, sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass er zu einem anderen Anbieter wechselt. Schön lässt sich das bei Apple beobachten. Gerade für Hobby-Fotografen ist es sehr bequem, wenn die Photos mit dem iPhone aufgenommen werden und dann – dank iCloud – bequem auf dem iPad oder Mac weiter bearbeitet werden können. Auch Adobe versucht, seine etablierte Foto-Software in die Cloud zu packen, um die Kunden in ein Ökosystem zu betten. Apple fiel der Weg leichter, da das Unternehmen mit neuen Produkten gestartet ist. Adobe tut sich schwerer, da es hier darum geht, bestehende Gewohnheiten der Fotokunden zu verändern.

Doch warum tun sich viele Unternehmen so schwer damit, neue Wege zu denken? Man müsste die Komfortzone ja einfach nur verlassen. Der Grund liegt darin, dass zwischen Komfortzone und dem ganzen Potenzial außen herum noch eine weitere Zone liegt: der Schmerz. Und Schmerz kann vieles sein: Sorge vor Fehlern, Angst vorm Scheitern oder Kritik von anderen, fehlendes Selbstbewusstsein, Vermeidung von Anstrengungen ... all das ist Schmerz. Und der tut weh. Und da wir Menschen Schmerzen gerne vermeiden, versumpfen wir lieber in der bekannten Komfortzone. Und wenn das Unternehmen groß genug ist, kann man sich als Einzelner auch schön in der anonymen Masse des Konzerns verstecken. Warum auch den Kopf riskieren, wenn sich am Ende sowieso nichts ändert? Doch so wird das nichts!

Wege aus der Komfortzone

(Bild: Peter Holzer)

(sea)