Wikileaks-Gründer Assange will Kontakt mit Staatsanwaltschaft aufnehmen

Gegen den Gründer der Whistleblower-Plattform Wikileaks wird nach der schnellen Aufhebung des Haftbefehls weiterhin wegen Vorwürfen der sexuellen Nötigung ermittelt. Assange sieht in ihnen einen Teil einer Verleumdungskampagne.

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Der Gründer des Enthüllungsportals Wikileaks, Julian Assange, will wegen der gegen ihn erhobenen Vorwürfe der sexuellen Nötigung Kontakt mit der Stockholmer Staatsanwaltschaft aufnehmen. Das kündigte der 39-jährige Australier in einem am Sonntagabend aufgenommenen Telefoninterview (YouTube-Video) des TV-Senders Al-Dschasira an. Er habe seine Anwälte mit entsprechenden Schritten beauftragt, sagte Assange in einem Ferienhaus in Nordschweden.

Nach der Aussage von zwei Frauen in Schweden zu sexueller Gewalt durch den Australier hatte die Staatsanwaltschaft am Wochenende einen Haftbefehl wegen Verdachts auf Vergewaltigung ausgestellt. Dieser wurde nach weniger als 24 Stunden zurückgezogen. Die Behörden ermitteln aber weiter wegen des Verdachts der sexuellen Nötigung.

Assange wies die Vorwürfe zurück und bezeichnete sie als Teil einer Verleumdungskampagne. "Wir haben am 11. August eine Warnung vom australischen Geheimdienst bekommen, dass wir mit solchen Sachen rechnen müssten", so der Internet-Aktivist in dem TV-Interview. Sein Portal Wikileaks hatte im Juli durch die Veröffentlichung zehntausender US-Geheimdokumente zum Afghanistan-Krieg weltweit Schlagzeilen gemacht. Weitere Enthüllungen sollen folgen.

In Stockholm kritisierte unter anderem der frühere Oberstaatsanwalt Sven-Erik Alhem das Vorgehen der Behörden. Er sagte laut dpa im Rundfunk: "Normalerweise posaunt man einen derartigen Haftbefehl nicht so heraus. Das ist hier geschehen und hat einen gewaltigen öffentlichen Effekt gehabt." Zusammen mit der kurz danach folgenden Aufhebung des Haftbefehls und der Rücknahme des Verdachts auf Vergewaltigung ohne konkrete Begründung hätten die Behörden eine "verheerende Verwirrung" erzeugt.

Das Boulevard-Blatt Expressen hatte als erstes Medium berichtet, ohne dass Assange Gelegenheit zur Stellungnahme gegenüber Polizei oder Journalisten gehabt hätte. Die Nachricht vom Haftbefehl schlug weltweit in den Medien sowie bei Internet-Bloggern respektive Twitter-Usern und Internet-Foren wie eine Bombe ein. Hinzu kam, dass in dem Fall auch der Name des Verdächtigen genannt wurde, was in Schweden extrem ungewöhnlich ist.

Assange gab an, dass sogar er selbst von dem zeitweiligen Haftbefehl aus den Medien erfahren habe: "Ein Freund, der Schwedisch kann, hat es im Netz gefunden und mich informiert." Expressen begründete die Namensnennung trotz der sehr frühen Phase bei den Ermittlungen damit, dass es sich um einen "außergewöhnlichen Fall" gehandelt habe. Der Wikileaks-Gründer hatte bei seinem Besuch in Stockholm unter anderem eine Zusammenarbeit mit der schwedischen Piratenpartei vereinbart. Sie will Wikileaks kostenfrei Server zur Verfügung stellen. (anw)