Interview mit Wim Wenders: Meine Fotografie tut den Filmen gut

Seite 2: Ko-Regie führte Salgados Sohn Juliano

Inhaltsverzeichnis

Nun widmen Sie sich in Ihrem Dokumentarfilm The Salt of the Earth dem Brasilianer Sebastião Salgado, einem der renommiertesten Fotografen der Gegenwart. Warum haben Sie sich nach Pina entschieden, wieder eine Doku zu drehen – und dieses Mal in Co-Regie mit Salgados Sohn Juliano?

Wenders: Man kann nicht sagen, dass ich das wirklich "entschieden" habe. Das hat sich so ergeben. Die Filme überlappen sich ja auch immer. Ich kenne Salgado seit vielen Jahren, und er hat mich ganz direkt gefragt, ob ich seinen Sohn und ihn bei dem großen Projekt Genesis begleiten könnte. Daraus ist dann im Laufe von zwei Jahren ein langer Film über seine ganze Karriere geworden. Das ist das Schöne an Dokumentarfilmen: Sie haben ihre eigenen Gesetzmäßigkeiten, und man kann das nicht immer so im Voraus planen.

Was unterscheidet Salgado Ihrer Ansicht nach von anderen Fotografen unserer Zeit?

Wenders: Andere Fotografen sind ein paar Tage in einem Krisengebiet, oder nur ein paar Stunden. Salgado hat oft Monate zugebracht, um die Menschen dort kennenzulernen. Oder er war über viele Jahre immer wieder in einem Land. Seine großen Projekte, wie Exodus über Völkervertreibungen und Verfolgungen, oder Workers über Schwerstarbeit in der ganzen Welt, die haben jeweils acht bis zehn Jahre gebraucht. Kein anderer hat sich immer so viel Zeit gelassen und sich dermaßen auf die Menschen und die Regionen eingelassen, wo er hingereist ist.