Interview mit Wim Wenders: Meine Fotografie tut den Filmen gut

Seite 3: "Das sind WIR in seinen Bildern: die Menschheit."

Inhaltsverzeichnis

Haben Sie ein Lieblingsfoto von Salgado? Wenn ja: Was fasziniert Sie daran?

Wenders: Bevor ich Sebastiao Salgado kannte, vor über 20 Jahren, habe ich zwei Fotografien von ihm in einer Galerie gekauft. Beide hängen seitdem in meinem Arbeitszimmer. Eines zeigt eine Tuareg-Frau, die mit einer unglaublichen Würde und Schönheit, aber auch mit einem großen Schmerz aus dem Bild herausschaut, und erst auf den zweiten Blick ahnt man, dass sie erblindet ist. Das andere zeigt Arbeiter in einer riesigen offenen Bergwerksgrube, einer gewaltigen Szenerie, die einem wie aus biblischen Zeiten vorkommt. Das Ergreifende an beiden Bildern ist für mich ihre Wahrheit. Solche Fotos macht man nicht im Vorübergehen, sondern nur, indem man sich mit diesen Menschen und diesen Situationen lange befasst und identifiziert. Deswegen auch unser Filmtitel: Das Salz der Erde. Salgado ist wie kaum ein anderer der Chronist des Menschen am Ende des 20. Jahrhunderts. Das sind WIR in seinen Bildern: die Menschheit.

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Wim Wenders, 1945 in Düsseldorf geboren, wurde mit der Romanverfilmung Die Angst des Tormanns beim Elfmeter Anfang der 1970er Jahre einem größeren Publikum bekannt. Es folgten international anerkannte Werke wie Paris, Texas, Der Himmel über Berlin, In weiter Ferne, so nah! sowie die Dokumentationen Buena Vista Social Club und Pina. Der 68-jährige Regisseur war für zwei Oscars nominiert und gewann unter anderem die Goldene Palme in Cannes und den Deutschen Filmpreis. (keh)