WorldCom-Spitzenmanager müssen vor US-Kongress aussagen

Spitzenmanager des in einen Buchführungsskandal verwickelten US-Telekomkonzerns wurden vom Finanzdienstleistungsausschuss vorgeladen.

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Von
  • Wolfgang Stieler

Spitzenmanager des in einen Buchführungsskandal verwickelten US-Telekomkonzerns WorldCom müssen vor dem Ausschuss des US-Repräsentantenhauses aussagen. Der Finanzdienstleistungsausschuss hat den neuen WorldCom-Chef John Sidgmore, seinen Vorgänger Bernard Ebbers und den entlassenen Finanzchef Scott Sullivan für den 8. Juli vorgeladen, berichten US-Medien.

Außerdem hat der Ausschuss den einflussreichsten US-amerikanischen Telekom-Analysten Jack Grubman von der Investmentbank Salomon Smith Barney zum Erscheinen aufgefordert. Grubman hatte die WorldCom-Bewertung erst in dieser Woche heruntergestuft, nachdem die Aktien um 99 Prozent gefallen waren. Auch der Vorsitzende des Energie- und Handelsausschusses im Repräsentantenhaus, Bill Tauzin, hat von WorldCom bis zum 11. Juli detaillierte Finanzunterlagen angefordert. Tauzin hatte die Anhörungen über den Kollaps des amerikanischen Energiehändlers Enron geleitet.

Der angeschlagene Telecom-Konzern Worldcom hatte am Dienstag nach Börsenschluss zugegeben, dass seine Bilanzen für die Zeit von Anfang 2001 bis zum Ende des ersten Quartals 2002 wegen betrügerischer Falschbuchungen in Höhe von 3,85 Milliarden US-Dollar fiktive Gewinne statt Verluste ausweisen. Die US-amerikanische Wertpapier- und Börsenkommission SEC hat WorldCom daraufhin am Mittwoch wegen Verstoßes gegen die Börsengesetze verklagt. Die Staatsanwaltschaft in New York ermittelt seit Februar gegen den Konzern, berichtete das Wall Street Journal unter Berufung auf informierte Kreise.

Die Gläubigerbanken haben sich bisher nicht geeinigt, ob sie WorldCom helfen wollen oder nicht. Ihnen schuldet WorldCom 2,65 Milliarden US-Dollar. Es stehen aber auch WorldCom-Anleihen von rund 30 Milliarden Dollar aus. Dem Unternehmen droht früher oder später der Konkurs, falls es sich keine neuen Mittel beschaffen kann.

Die SEC will bei Worldcom einen Aufseher einsetzen, der sicherstellen soll, dass keine Dokumente zerstört oder verändert werden und Spitzenmanager keine Abstands- und Bonuszahlungen erhalten. Der Handel mit WorldCom-Aktien ist an der NASDAQ seit Bekanntwerden des Skandals ausgesetzt; sie sind praktisch wertlos.

WorldCom will als Sofortmaßnahme zur Rettung des hochverschuldeten Unternehmens 17.000 Mitarbeiter entlassen, mehr als ein Fünftel der Belegschaft. Finanzchef Scott Sullivan wurde mit sofortiger Wirkung entlassen. (wst)