WorldCom mit Falschbuchungen von 3,85 Milliarden Dollar

Der angeschlagene US-Telecom-Konzern WorldCom hat Falschbuchungen von 3,85 Milliarden Dollar (vier Mrd. Euro) in seinen Büchern entdeckt.

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Von
  • Wolfgang Stieler

Der angeschlagene US-Telecom-Konzern WorldCom hat Falschbuchungen von 3,85 Milliarden Dollar (vier Milliarden Euro) in seinen Büchern entdeckt. Die Muttergesellschaft des Internet-Carriers UUNet hat ihren Finanzchef Scott Sullivan sofort entlassen. Dies teilte WorldCom am Dienstagabend nach Börsenschluss mit.

WorldCom will seine Geschäftsergebnisse für das Jahr 2001 und für das erste Quartal dieses Jahres neu herausgeben und am Freitag mit der Entlassung von 17.000 Mitarbeitern beginnen. Mit den korrigierten Ergebnissen wird der Konzern voraussichtlich Netto-Verluste für 2001 und das vergangene Quartal ausweisen müssen -- bisher hatte WorldCom 1,4 Milliarden US-Dollar Gewinn für 2001 und 130 Millionen US-Dollar für das erste Quartal 2002 gemeldet.

"Unser Führungsteam ist geschockt", erklärte WorldCom-Chef John Sidgmore. Er hatte seinen Posten erst am 29. April von Bernard Ebbers übernommen. WorldCom solle mit den höchsten ethischen Maßstäben betrieben werden, versicherte er. Die Gesellschaft bleibe lebensfähig.

WorldCom mit Sitz in Clinton (Mississippi) hat die amerikanische Wertpapier- und Börsenkommission SEC und ihre wichtigsten Banken von den Entdeckungen informiert. Die Gesellschaft hatte durch eine firmeninterne Untersuchung herausgefunden, dass der Transfer bestimmter Kosten zu Kapitalkonten nicht im Einklang mit den amerikanischen Buchführungsregeln (GAAP) gemacht wurde. Details der Buchungstricks wurden noch nicht bekannt. Das Wall Street Journal berichtet aber unter Berufung auf informierte Kreise, dass Kosten für Gebäude und Grundstücke nicht als reguläre Posten verbucht worden sind und damit über einen längeren Zeitraum abgeschrieben werden konnten. Der Transfer habe im vergangenen Jahr 3,05 Milliarden US-Dollar und im ersten Quartal dieses Jahres 797 Millionen Dollar betragen.

Die WorldCom-Aktien sind nachbörslich von 83 Cents auf nur noch 35 Cents eingebrochen. Sie hatten auf dem Höhepunkt des Telecom-Booms der neunziger Jahre zeitweise mit über 60 Dollar notiert.

WorldCom war in den achtziger und neunziger Jahren durch den Aufkauf zahlreicher Gesellschaften rasant gewachsen. Das Unternehmen sitzt auf einem Schuldenberg von mehr als 30 Milliarden Dollar. Die SEC hatte WorldCom bereits unter der Lupe. (wst)