Wunsch nach Internet soll Ölkatastrophe in Mauritius ausgelöst haben

Seite 3: Todesopfer bei Bergungsarbeiten

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Erst am 11. August begann ein Ölunternehmen damit, den an Bord verbliebenen Treibstoff abzupumpen. Am 15. August ist die MS Wakashio schließlich auseinandergebrochen. Am 18. August wurde der Kapitän verhaftet. Ihm drohen bis zu 60 Jahre Haft. Seine Familie engagierte den erfahrensten Anwalt des Landes, der jedoch bald abgelöst wurde: "Dunkle Kräfte" hätten dabei ihre Hand im Spiel gehabt. Nun stellt die Versicherung des Schiffes den Anwalt.

Zwar gab es unter der Besatzung des Massengutfrachters keine Todesopfer, aber bei den Bergungsarbeiten sind vier Menschen gestorben: Die mauritische Hafenbehörde hatte ihren Schlepper Sir Gaëtan Duval dazu eingesetzt, eine Barge zu dem Wrack zu schleppen. Die Duval stand für weiteres Öl-Abpumpen bereit, sollte das notwendig werden. Am 31. August kollidierte die Duval bei rauem Seegang mit der von ihr gezogenen Barge und sank. Vier der acht Menschen an Bord konnten sich nicht retten.

Inzwischen wurde der größte Teil des Frachters aufs offene Meer gezogen und versenkt. Der auf den Korallenriff aufsitzende rückwärtige Teil samt Brücke soll auseinandergenommen werden. Beauftragt ist ein chinesisches Unternehmen. Diese Arbeiten haben aber erst vergangene Woche begonnen und mussten wegen Schlechtwetters gleich wieder unterbrochen werden.

Die Umweltkatastrophe hat trotz Coronavirus-Pandemie zu Massenprotesten in Mauritius geführt, wie das Land sie seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen hat. Die Demonstranten kritisieren, dass selbst riesige Schiffe regelmäßig völlig unkontrolliert in mauritische Gewässer einfahren können. Vor allem aber werfen sie der Regierung Versagen bei Vermeidung und Säuberung der Ölkatastrophe vor.

Diese Kritik wird unter anderem von Dr. Michael Atchia bekräftigt. Der mauritische Wissenschaftler hat von 1986 bis 1997 für das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) gearbeitet. Damals, 1986, bat Mauritius UNEP und die Internationale Seeschifffahrts-Organisation (IMO) um Hilfe bei der Entwicklung eines Plans gegen Ölverschmutzungen. Dieser wurde 1987 ausgearbeitet, aber offenbar nicht umgesetzt.

"Hätte die (für Schiffswracks zuständige Behörde) des Hafens die Wakashio am Morgen nach dem Auflaufen übernommen und das Öl abgepumpt, mit schwimmenden Barrieren rund um das Schiff, hätte es kein Ölverschmutzung gegeben", sagte Atchia zur Mauritius Times, "Zwölf Tage zu warten ist, gelinde gesagt, grob fahrlässig und die falsche Entscheidung."

(ds)