Zahlen, bitte! 86325 Orbits: die Mir, der erste große Außenposten im All

Die sowjetische Raumstation Mir war mit 15 Jahren im All ein Dauerbrenner, der technisch sowie in der Zusammenarbeit zwischen Ost und West den Weg zur ISS wies.

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Inhaltsverzeichnis

Die Mir (russisch für "Frieden" oder "Welt") war die Raumstation, die über zehn Jahre den einzigen fast durchgehend besetzten menschlichen Außenposten im All darstellte. Ursprünglich für sieben Jahre Einsatzzeit geplant, war die Mir insgesamt mehr als doppelt so lange im All und bot 28 Langzeitbesatzungen aus vielen Ländern einen Arbeitsplatz für tausende Forschungsprojekte – und am Ende auch Kopfzerbrechen aufgrund ihrer Fehleranfälligkeit.

Am 19. Februar 1986, nur wenige Wochen nach der Challenger-Katastrophe, durch die UdSSR gestartet, galt die Mir zunächst noch als roter Trumpf im Kampf um die Vorherrschaft im Weltraum. Während der Perestroika entwickelte sie sich dann zum Beispiel für eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Ost und West, was im Shuttle-Mir-Programm gipfelte. Und ein zentraler Bestandteil der ISS stammt noch aus der Mir-Entwicklung.

Die russische Raumstation Mir, aufgenommen 1995 der STS-63 Mission, die das Space Shuttle Discovery bis auf einige dutzend Meter an die Raumstation brachte.

(Bild: NASA)

Als der Sowjetunion klar wurde, dass sie den Wettlauf zum Mond verloren hatte, konzentrierte sie sich in der bemannten Raumfahrt auf den erdnahen Orbit; daraus entstand zwischen 1971 und 1986 das Saljut-Programm, mit dem die Sowjets erste Erfahrungen mit Langzeitmissionen sammelten.

Das Basismodul der Raumstation Mir startete am 19. Februar 1986 zum 27. Parteitag der herrschenden KPdSU in den Orbit. Es war 13,30 Meter lang, hatte einen Durchmesser von 4,20 Meter und diente unter anderem als zentrales Wohnquartier für die Besatzungen. Es beinhaltete Lebenserhaltungs- und Sanitäranlagen sowie Steuerungseinheiten und sechs Kopplungsstutzen, weitere Ausbaumodule und Vorrichtungen zum Andocken von Raumfahrzeugen. Die Mir konnte bis zu 6 Personen aufnehmen: drei Besatzungsmitglieder sowie drei Plätze für Gast- oder Austauschmannschaften.

Zahlen, bitte!

In dieser Rubrik stellen wir immer dienstags verblüffende, beeindruckende, informative und witzige Zahlen aus den Bereichen IT, Wissenschaft, Kunst, Wirtschaft, Politik und natürlich der Mathematik vor.

Kwant, im März 1987 gestartet, erweiterte die Mir um ein Astrophysik-Labor. Kwant 2 brachte Ende 1989 der Raumstation Instrumente zur Erdbeobachtung, bessere sanitäre Anlagen sowie eine erweiterte Luftschleuse für Außenbordeinsätze. Kristall startete im Mai 1990 und beinhaltete weiteren Laborraum und zusätzliche Andockstutzen für die russische Raumfähre Buran, die aber nie die Station erreichte.

Die Mir-Module und Bestandteile und deren Installation.

(Bild: DLR)

Im Mai 1995 wurden mit dem Spektr-Modul die Fähigkeiten der Mir erweitert, die Erdatmosphäre zu erforschen, außerdem waren geophysikalische sowie Instrumente zur Messung von kosmischer Strahlung an Bord. Erste Instrumente des Shuttle-Mir-Programms gehörten zur Bordausstattung, sowie ein Andockmodul des amerikanischen Space Shuttle. Die letzte Ausbaustufe flog mit dem Modul Prioda im April 1996 ins All, mit Scannern zur Fernerkundung an Bord und Messinstrumenten zur Mikorgravitation.

Die Raumstation Mir (11 Bilder)

Das Space Shuttle Atlantis dockte 1995 als erstes an die Mir an.
(Bild: NASA)

Versorgt wurde die Mir mit Sojus-Raumschiffen, unbemannten Progress-Transportern und nach dem Einstieg der NASA durch Space Shuttles. Insgesamt flogen die Amerikaner die Station elfmal an, wobei sie zehnmal andockten.