Zalando will dich vermessen – damit Kleidung besser passt

Zwei Fotos sollen ausreichen, um den Körper zu vermessen. Zalando möchte dadurch Rücksendungen reduzieren und die Zufriedenheit steigern.

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(Bild: Zalando)

Lesezeit: 3 Min.

Welche Größe brauche ich wohl? Diese Frage führt bisher häufig dazu, dass Menschen ein Kleidungsstück in gleich zwei Größen bestellen, was freilich wiederum dazu führt, dass mindestens eines davon zurückgeschickt wird. Für Hersteller, Händler und Umwelt eine loose-loose-loose-Situation. Zalando will Abhilfe schaffen. Dazu nimmt der Versandhändler in der App Maße und hilft bei der Größenentscheidung.

"Bitte senke deinen rechten Arm, bitte senke deinen rechten Arm noch weiter, bitte hebe den rechten Arm." Eine freundliche Computerstimme hilft beim Maß nehmen. In enger Kleidung oder Unterwäsche stellt man sich vor eine möglichst neutrale Wand und folgt den Anweisungen der Stimme. Wahlweise kann jemand die Kamera führen oder man stellt das Smartphone in zwei bis drei Metern Entfernung vor sich hin. Der Klick für die Aufnahme passiert ganz automatisch, wenn man richtig steht. Ein Foto ist frontal, ein weiteres bildet die Silhouette von der Seite ab. Klick klick.

Nach den Aufnahmen kann die Zalando-App Angaben zu den Maßen machen: etwa der Halsumfang – wichtig für Hemden, ebenso wie die Schulterbreite und Armlänge sowie die breiteste Stelle des Oberschenkels, die Innenbeinlänge und mehr. In unserem Test hat es zumindest ziemlich gut geklappt. Nur an einer Körperstelle scheinen ein paar Zentimeter zu fehlen.

Zalando möchte dann noch Einschätzungen haben, wie gut zuvor gekaufte Kleidungsteile gepasst haben – so es diese denn gibt. Und fragt, ob man bestimmte Größen bei bestimmten Marken besonders passend findet. Daraus ergibt sich dann der Größenvorschlag – und zwar nicht ein genereller, sondern einer, der für jedes Kleidungsstück des Versandhändlers neu berechnet wird. Wählt man ein T-Shirt aus, gibt es den Button, der eine Größe empfiehlt.

Die Funktion ist ab sofort für alle Menschen in Deutschland, Österreich und der Schweiz verfügbar. Laut Zalando wolle man damit "größenbedingte Retouren und Textilabfälle langfristig reduzieren". Markenpartner würden zudem unterstützt, die unterschiedlichen Körpermaße von Kunden besser zu verstehen. Dahinter steckt, dass beim Übertragen der Maße ausgewählt werden kann, diese dem Versandhändler zur Funktionsverbesserung zur Verfügung zu stellen, aber auch für anonymisierte Statistiken und "Einblicke".

Zalando ist nicht der erste Händler, der versucht, neue Wege beim Online-Shoppen für Kleidung zu gehen. Zuletzt hatte Google angekündigt, dass sie mittels einer Künstlichen Intelligenz Kleidung an verschiedenen Modells abbilden können. Das soll die Diversität erhöhen. Und schlussendlich ebenfalls für mehr Zufriedenheit sorgen und Rückläufe verhindern. Levi Strauss hatte gleich mit ganzen KI-Modells experimentieren wollen, um mehr Menschen in ihrer Kleidung abbilden zu können.

Die Zozo-App kann in Sachen Maße per Smartphone als Vorreiter betrachten. Allerdings musste man dafür 2018 noch einen hauchdünnen Anzug mit 300 Messpunkten anziehen. Das war wohl zu umständlich. Zozo, ein Unternehmen aus Japan, hat ein Jahr nach der Einführung in Deutschland schon wieder aufgegeben.

(emw)