Betriebsrat: Nokia-Belegschaft nimmt Sozialplan-Eckpunkte positiv auf
Arbeitgebernahe Ökonomen sehen dagegen die Höhe des Sozialplan-Volumens im Fall der Nokia-Werksschließung in Bochum als problematisch an.
Die Belegschaft des Ende Juni schließenden Bochumer Nokia-Werks hat die am Dienstag vereinbarten Sozialplan-Eckpunkte positiv aufgenommen. Dies teilte der Betriebsrat am heutigen Mittwoch nach sogenannten Infostunden mit. Die Erwartungen seien sehr hoch gewesen, doch sehe die Realität nun auch sehr gut aus. "Die Kollegen wissen das zu würdigen", sagte der stellvertretende Betriebsratschef Silvano Guidone. Es sei ein Sozialplan, der in Deutschland seinesgleichen suche.
Am Dienstag hatten sich Geschäftsleitung und Betriebsrat auf die Eckpunkte des Plans geeinigt. Er hat ein Volumen von 200 Millionen Euro. 185 Millionen Euro davon entfallen auf Abfindungen für die knapp 2300 Beschäftigten. Jeder Mitarbeiter erhält damit durchschnittlich rund 80.000 Euro. Es soll eine Höchstgrenze geben. Die restlichen 15 Millionen sollen für eine Transfergesellschaft verwendet werden. Das Werk mit derzeit noch knapp 2300 Beschäftigten wird am 30. Juni offiziell geschlossen. Die ersten Beschäftigten sollen vom 1. Mai an freigestellt werden. 300 Mitarbeiter werden von zwei anderen Firmen übernommen.
Arbeitgebernahe Ökonomen halten die Höhe des Sozialplan-Volumens im Fall der Nokia-Werksschließung in Bochum für problematisch. "Für einen ausländischen Investor ist es ein fatales Signal, dass im Falle eines Falles eine Werksschließung ein extrem teures Unterfangen ist", sagte der Tarifexperte des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Hagen Lesch, gegenüber dpa. So wünschenswert es für die Beschäftigten ist, so sehr könne dies zu einem Problem für den Standort Deutschland werden. Nach Angaben Leschs sind hohe Abfindungen bei Werksschließungen keine Seltenheit. So hatte etwa der Sozialtarifvertrag für die rund 1700 Beschäftigten der Nürnberger AEG-Hausgerätefabrik einschließlich Abfindungen, Qualifizierungsmaßnahmen und Vorruhestandsregelungen im Frühjahr 2006 ein Volumen von rund 150 Millionen Euro.
Nach Angaben der Nokia-Betriebsratsvorsitzenden Gisela Achenbach soll die genaue Verteilung der Abfindungen in den nächsten 14 Tagen geklärt werden. Die Höhe bestimme sich nach der Dauer der Betriebszugehörigkeit, dem Lebensalter und der Gehaltsstufe. Welche Transfergesellschaft die Beschäftigten aufnehme, müsse noch geklärt werden. Es werde eine Ausschreibung geben. Jeder Beschäftigte kann nach seiner Kündigung für jeweils zwölf Monate in der Gesellschaft verbleiben.
Laut Nokia-Betriebsrätin Tina Hetfeld ist die Transfergesellschaft vor allem für die unteren Lohngruppen wichtig. "Die haben natürlich die schlechtesten Perspektiven", sagte Hetfeld dem Radiosender WDR 5 in einem Interview. In der Gesellschaft sollen zunächst die Fähigkeiten der Mitarbeiter ermittelt werden. Entsprechend solle es dann Fortbildungs- und Weiterbildungsmaßnahmen geben, damit diese Beschäftigten "noch wenigstens eine kleine Chance auf dem Arbeitsmarkt haben", sagte Hetfeld.
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(dpa) / (jk)