Datenhunger der iPhone-Nutzer belastet Netzbetreiber
Mit datenhungrigen Anwendungen setzt das iPhone die Kalkulation der Netzbetreiber unter Druck, zumindest jener Anbieter, die wie der US-Provider AT&T eine echte Flatrate für das iPhone anbieten.
Die Einführung des iPhones im Juni 2007 hat dem Wachstumsmarkt der mobilem Datendienste einen ordentlichen Schub verpasst. Besitzer des Apple-Handys gehen gerne online und nutzen die im Internet zur Verfügung stehenden Dienste ausgiebig. Das wird zum Problem für Netzbetreiber, die sich nicht abgesichert haben. Zum Beispiel der US-Anbieter AT&T, der das iPhone in den USA exklusiv vermarktet. Die Internetnutzung der iPhone-Kunden übersteige die der Besitzer anderer Smartphones um das Vierfache, berichtet das Wall Street Journal unter Berufung auf Comscore-Zahlen.
Das Problem für AT&T: iPhone-Besitzer bezahlen die gleichen 30 US-Dollar für eine Datenflatrate wie andere Kunden auch. Der für das Apple-Handy obligatorische Datentarif ist eine echte Flatrate ohne Begrenzungen im Kleingedruckten, wie es etwa hierzulande bei T-Mobile praktiziert wird. Zwar verbietet der Provider gewisse Online-Aktivitäten wie etwa Filesharing oder den Betrieb einer Webcam über das Handy, für "normale" Internetaktivitäten kennt der Tarif jedoch keine Limits.
Viele populäre Anwendungen für das iPhone seien Clients für Webdienste und würden damit Traffic verursachen, heißt es weiter. Einer Erhebung von Alcatel-Lucent zufolge entfällt ein knappes Drittel der Online-Zeit in US-Mobilfunknetzen auf Webbrowsing, das dabei stolze 69 Prozent des Verkehrsvolumens verbraucht. Mit ebenfalls einem Drittel der Online-Zeit liegt E-Mail gleichauf, verursacht dabei aber nur 4 Prozent des Traffics.
Mit einer wachsenden Anzahl von iPhones im Netz könnte das zu einem Problem werden, meint das Wall Street Journal. AT&T müsse die Netzinfrastruktur und vor allem die Netzanbindung der Sendeanlagen aufrüsten, um der wachsenden Nachfrage gerecht zu werden. Mit gleichzeitig sinkenden Margen bei lukrativen Sprach- und Textdiensten und nachlassendem Neukundengeschäft gerate die Kalkulation unter Druck. Es sei fraglich, ob Datendienste ähnlich profitabel werden wie das Sprachgeschäft, weil hohe Investitionen in die Netze nötig seien.
Branchenkenner John Strand hatte bereits im vergangenen September das Geschäftsmodell für das iPhone massiv kritisiert. Einzig Apple verdiene an dem Kult-Handy gut, den Netzbetreibern entstünden dagegen vor allem Kosten, und das nur, um einen Nischenmarkt zu bedienen. Ein Ausweg ist, auf teure Datenflatrates zu verzichten und besonders intensiven Online-Nutzern Grenzen zu setzen. T-Mobile macht es vor: Die Datenflatrate wird je nach Tarif ab einem gewissen Trafficvolumen im Monat auf 64 kBit/s gedrosselt. (vbr)