Druck der Telekom auf Ricke und Zumwinkel wächst [Update]

Die Deutsche Telekom ist laut einem Bericht des "Handelsblatts" zuversichtlich, dass sie ihrem einstigen Aufsichtsratchef und ihrem Ex-Vorstandsvorsitzenden schwerwiegende Verstöße nachweisen kann.

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Die Deutsche Telekom geht laut einem Zeitungsbericht davon aus, ihrem ehemaligen Aufsichtsratchef Klaus Zumwinkel und dem Ex-Vorstandsvorsitzenden Kai-Uwe Ricke einen Verstoß gegen das Aktienrecht sowie gegen die internen Organisationsrichtlinien des Konzerns nachweisen zu können. Datenschutzvorstand Manfred Balz sagte laut einem Bericht des Handelsblatts, ihm lägen dazu neue Beweise vor. Details dazu verriet er nicht.

Aus Konzernkreisen habe die Zeitung aber erfahren, es gebe unter anderem Zeugen aus Zumwinkels Umfeld, die von persönlichen Treffen zwischen ihm und dem Telekom-Sicherheitsmitarbeiter Klaus Trzeschan berichtet hätten. Dieser habe 2005 und 2006 offenbar die Telefonate von rund 60 Personen ausforschen lassen, darunter Aufsichtsräte, Journalisten und Betriebsräte. Trzeschan sagt demnach, Zumwinkel und Ricke hätten ihm den Auftrag dazu erteilt. Ziel sei gewesen herauszufinden, wer Unternehmensinterna an die Presse weiterleitet.

Weder Ricke noch Zumwinkel hätten sich direkt an Trzeschan wenden dürfen, schreibt das Handelsblatt. Zuständig wäre der damalige Personalchef Heinz Klinkhammer gewesen. Dieser sagte, er sei bewusst umgangen worden. Trzeschan habe ihm zudem versichert, Zumwinkel und Ricke hätten ihm verboten, mit Klinkhammer über den Auftrag zu reden. Ricke und Zumwinkel bestritten dies.

Die Süddeutsche Zeitung hatte vor kurzem berichtet, die Telekom fordere von ihren ehemaligen Top-Managern Kai-Uwe Ricke und Klaus Zumwinkel jeweils knapp eine Million Euro Schadensersatz. Die Forderungen könnten sich sogar noch erhöhen, da die Telekom den bespitzelten Mitarbeitern zugesagt habe, ihre Anwaltskosten zu übernehmen. Die Staatsanwaltschaft Bonn wird das Ermittlungsverfahren in dieser Datenaffäre voraussichtlich im Sommer abschließen. Die Ermittler halten es laut dem Bericht demnach für möglich, dass auch Ricke und Zumwinkel vor Gericht müssen.

[Update]:
Mittlerweile hat die Telekom hat in der Bespitzelungsaffäre knapp eine Million Euro Schadenersatz vom früheren Aufsichtsratschef Klaus Zumwinkel gefordert. Ihm sei in einem Schreiben eine 14-Tages-Frist bis Ende April gesetzt worden, der Zahlungsforderung nachzukommen, sagte ein Telekom-Sprecher laut dpa. Nach entsprechenden Gutachten von Anwaltskanzleien habe der Telekom-Vorstand im Interesse der Aktionäre so handeln müssen. In dem zivilrechtlichen Vorgang droht Zumwinkel im Falle einer Zahlungsverweigerung eine Klage der Telekom. Auch Ricke solle eine ähnliche Zahlungsaufforderung erhalten, die noch vom Aufsichtsrat geltend gemacht werden müsse, schrieb das Handelsblatt.

Die zivilrechtlichen Forderungen der Telekom sind unabhängig vom Ergebnis der andauernden staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen in der Affäre unter anderem auch gegen Zumwinkel und Ricke. Zumwinkel will sich zu den Ermittlungen der Bonner Staatsanwaltschaft nur über seinen Anwalt äußern. Wenn die Akte fertig sei, werde sein Anwalt Akteneinsicht erhalten, sagte Oberstaatsanwalt Fred Apostel. Dies werde voraussichtlich etwa Ende Mai der Fall sein. Insgesamt sei damit zu rechnen, dass die Ermittlungen noch einige Monate dauerten. Beide Manager hatten die Vorwürfe zurückgewiesen. (anw)