Festnetz-, Internet-, Mobilfunk-Paket von Telekom Austria unter Dumping-Verdacht
Für 19,90 Euro monatlich bekommt man in Österreich nun einen Festnetzanschluss der TA samt 2-MBit-ADSL (Flatrate) und bis zu drei SIM-Karten für das Mobilkom-Mobilfunknetz. Die Konkurrenz läuft Sturm dagegen.
Ein neues "KombiPaket" der Telekom Austria (TA) erregt die Gemüter. Für 19,90 Euro monatlich bekommt man in Österreich nun einen Festnetzanschluss der TA samt 2-MBit-ADSL (Flatrate) und bis zu drei SIM-Karten für das Mobilkom-Mobilfunknetz. Nationale Handy-Verbindungen kosten 5 Cent pro Minute (60/30-Takt), SMS 15 Cent, die Aktivierung pro SIM-Karte 49,90 Euro. Mindestumsatz gibt es keinen. Abgerechnet wird alles über eine gemeinsame Online-Rechnung. Verfügbar ist das KombiPaket bis 15. Januar. Diese Konditionen können die alternativen Anbieter nach eigenen Angaben nicht bieten; sie werfen der TA vor, ihre marktbeherrschende Stellung zu missbrauchen.
"Das ist eine Bewährungsprobe für die neue Telekom Control Kommission" (TKK), sagte Berthold Thoma, Präsident des Verbandes alternativer Telekom-Netzbetreiber (VAT) zu heise online. "Sie muss überprüfen, wie weit das Angebot mit den bisher erlassenen Bescheiden, Auflagen und Verpflichtungen konform geht." Die Regulierungsbehörde TKK wurde kürzlich von der Bundesregierung personell umbesetzt. Neue Vorsitzende ist die OGH-Richterin Elfriede Sole, bisher Ersatzmitglied. Ihr zur Seite steht der Informatik-Professor Günther Haring von der Universität Wien (Mitglied mit technischen Kenntnissen). Im Amt verblieben ist das Mitglied mit juristischen und ökonomischen Kenntnissen, Erhard Fürst, ehemaliger Chefvolkswirt der Industriellenvereinigung.Die TKK wird sich am Montag mit dem KombiPaket befassen.
"Es gab in der Vergangenheit mehrere entsprechende Auflagen. Wir glauben als VAT, dass das Angebot (der TA) nicht mit den Auflagen konform ist", betonte Thoma. Zu den von der TA den alternativen Anbietern offerierten Großhandelstarifen kostet laut VAT ein Telefonanschluss mit 2-MBit-Internetzugang (keine Flatrate) im Einkauf schon mehr als 30 Euro brutto, Mobilfunkanschlüsse sind darin noch nicht enthalten. "Die TA preist damit kleinere und mittlere Betreiber aus dem Internet-Markt", sagte Roland Türke, kürzlich wiedergewählter Präsident des Providerverbandes ISPA. "Es besteht dringender Handlungsbedarf bei den Wettbewerbsbehörden, die das sofort stoppen müssen, bevor größerer Schaden angerichtet ist." Die TA würde Kundenberichten zu Folge entbündelte Kunden anrufen, um sie abzuwerben.
Das "KombiPaket" verteidigt der Pressesprecher der TA, Martin Bredl: "Wir müssen im Festnetz gegenüber den sehr aggressiven Mobilfunkangeboten bestehen. Daher machen wir diese Marketingaktion. Wir haben Vorkehrungen getroffen, dass auch die anderen Aktionen machen können." So habe sein Unternehmen etwa für den Aktionszeitraum den Preis für eine entbündelte Leitung auf 7,62 Euro brutto monatlich gesenkt. Auch die Großhandelspreise für Internetzugänge seien bis Mitte Januar reduziert, eine 2-MBit-Flatrate koste dabei 17,48 Euro monatlich. Ein Telefonanschluss sei darin zwar nicht enthalten, doch die alternativen Anbieter könnte ja VoIP einsetzen. "Die Mobilkommunikation muss sich jeder selber organisieren", gesteht Bredl ein, "das können wir nicht im Wholesale anbieten."
Die TA-Konkurrenten sehen sich übervorteilt, weil sie für 2,05 Euro netto pro Monat nicht Kundenbetreuung, Abrechnung, Werbung, VoIP-Anschluss, Mobilfunkgrundgebühr und Gewinnspanne unterbringen können. "Bei uns im ISPA-Sekretariat laufen die Telefone heiß, da sich viele Provider in ihrer Existenz bedroht sehen", berichtete Türke. Die ISPA fordert die von der EU-Kommission ventilierte funktionale Trennung des Ex-Monopolisten in einen Infrastruktur- und einen Dienstebereich.
In die gleiche Kerbe schlägt der ISP Silver Server. "Wenn es überhaupt noch einen Beweis gebraucht hat, wie dringend notwendig eine zentrale EU-Regulierung durch das Versagen der nationalen Regulierung ist, dann gilt der mit der behördlichen Tolerierung dieser Aktion nun offiziell als geliefert", meint Silver Server Chef Oskar Obereder. "Jeder weitere Tag, an dem diese Aktion ungebremst weiterlaufen kann, ist ein Tag im Sinne eines absoluten Kahlschlags am Internet-Provider-Markt. Wir stehen im Grunde ganz kurz vor der Re-Monopolisierung." (Daniel AJ Sokolov) / (jk)