Microsoft scheitert mit Einspruch gegen WordPerfect-Klage vor oberstem US-Gericht

Der Supreme Court hat Microsofts Einspruch gegen die Zulassung einer Kartellklage Novells nicht angehört. Damit ist die Klage wegen angeblicher Benachteiligung im Bereich Bürosoftware zugelassen.

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Das oberste US-Gericht, der Supreme Court, hat es abgelehnt, Microsofts Einspruch gegen eine Kartellklage von Novell wegen angeblicher Benachteiligungen im Bereich Bürosoftware anzuhören. Microsoft hatte sich an das oberste Gericht gewandt, um eine Entscheidung des Berufungsgerichts in Richmond, Virginia, aufheben und neu verhandeln zu lassen. Dieses hatte voriges Jahr eine Entscheidung aus dem Jahr 2005 bestätigt, dass der Fall weiterverhandelt wird. Somit ist Novells Klage nun offiziell zugelassen.

Microsoft hatte seinen Antrag beim Supreme Court damit begründet, Novell sei Mitte der 90er-Jahre im Bereich Betriebssysteme kein direkter Konkurrent oder Microsoft-Kunde gewesen und verwies auf Gerichtsentscheidungen, in denen nur solche als Kläger zugelassen wurden. Novell meint hingegen, eine auf verschiedene Plattformen lauffähige Software angeboten zu haben, um das Windows-Monopol aufweichen zu helfen. Nun befürchtet Microsoft laut einem Bericht der Finanznachrichtenagentur Bloomberg, die Entscheidung des Supreme Court sorge für eine Erweiterung des Kreises möglicher Kläger, die Schadensersatzansprüche nach den geltenden Kartellbestimmungen stellen könnten.

Novell wirft Microsoft unfaire Wettbewerbspraktiken im Bereich Bürosoftware vor. Kurz nachdem Novell im Juni 1994 WordPerfect für 51 Millionen US-Dollar erworben hatte, begann das Unternehmen, die Software in seine eigene Suite für das bevorstehende Windows 95 zu integrieren. Novell gibt an, auf Anraten von Microsoft erheblichen Aufwand dafür getrieben zu haben, dass so genannte Browsing Extensions in seine Software eingebaut werden könnten. Als die öffentliche Beta von Windows 95 erschienen sei, hätten aber die nötigen Programmierschnittstellen und Dokumentationen für diese Erweiterungen gefehlt. Daher habe Novell das Erscheinen von WordPerfect für Windows 95 verschieben müssen, die Nutzer des Betriebssystems hätten deshalb ihre WordPerfect-Dokumente nicht mehr öffnen können. Microsoft hingegen führt den Rückgang des Marktanteils von WordPerfect von etwa 50 Prozent im Jahr 1990 auf weniger als 10 Prozent im Jahr 1996 auf Mismanagement bei Novell zurück.

Bei einer anderen Klage, in der es um das Netzwerk-Betriebssystem Netware ging, hatte sich Novell Ende 2004 mit Microsoft auf Zahlung einer halben Milliarde US-Dollar geeinigt, im Gegenzug verzichtete Novell auf ein Verfahren um Netware, auch zog sich das Unternehmen aus seiner Beteiligung am Kartellverfahren der EU gegen Microsoft zurück. Ob sich Microsoft und Novell nun erneut außergerichtlich einigen werden, ist derzeit unklar. (anw)