Open-Source-Migrationen in der Verwaltung kommen voran

Laut Martin Schallbruch, IT-Direktor im Bundesinnenministerium, hat der seit 2003 veröffentlichte Migrationsleitfaden nach der Abkühlung von Emotionen an Bedeutung gewonnen und begünstige die langfristige IT-Planung.

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Die Umstellung von proprietären IT-Systemen auf Open-Source-Entwicklungen gewinnt in der Bundesverwaltung an Fahrt. Dies erklärte Martin Schallbruch, IT-Direktor im Bundesinnenministerium, am heutigen Dienstag auf der Konferenz Berlin Open '09. Hintergrund seien vor allem die neuen IT-Steuerungsmöglichkeiten, die mit der Schaffung eines IT-Beirats und einem "Chief Information Officer" der Bundesregierung einhergehen würden. Generell sprächen für freie Software in der Verwaltung neben Einsparungsmöglichkeiten vor allem Fragen der Unabhängigkeit von einzelnen Herstellern und der Erhöhung von Flexibilität.

Konkret hat der seit 2003 veröffentlichte und zunächst sehr kontrovers diskutierte Migrationsleitfaden "nach der Abkühlung von Emotionen" an Bedeutung gewonnen, meinte Schallbruch. Das inzwischen in Version 3.0 vorliegende Dokument, das nun Migrationspfade in Richtung Open Source und zurück aufzeigt, begünstige die langfristige IT-Planung des Bundes. Behörden würden damit zusammen mit anderen Steuerungsinstrumenten in die Lage versetzt, "selbst wieder die Hoheit über ihre IT zu erlangen".

Generell legt die Bundesregierung dem IT-Direktor zufolge mit einem Standardisierungspapier großen Wert auf Plattformunabhängigkeit, Nutzung offener Standards und Interoperabilität. Gesonderte Bestimmungen und Leitfäden gebe es für Dokumentenstandards und die Migration von Fachverfahren, die bisher immer wieder als Hinderungsgrund angeführt würden. Das vor drei Jahren ins Leben gerufene Kompetenzzentrum für Open-Source-Software in der Bundesstelle für Informationstechnik (BIT) in Köln gebe ferner Beratung im Umgang etwa mit Vergabekriterien oder Lizenzierungsfragen, "die teilweise von Gegnern von Open Source künstlich verschärft werden". Zudem seien dort mittlerweile 112 funktionierende Open-Source-Projekte in der Verwaltung dokumentiert, zu denen Schallbruch unter anderem auch das beispielsweise bei der Anti-Terror-Datei eingesetzte Verschlüsselungssystem SINA (Sichere Inter-Netzwerk-Architektur) zählte. Freie Software sei so ein Schwerpunkt der IT-Strategie der Bundesregierung gemäß dem Motto, dass "das Prinzip Offenheit neue strategische Möglichkeiten schafft".

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(Stefan Krempl) / (jk)