Oracles Übernahme von Sun lässt viele Fragen offen

Da Oracle noch keine konkreten Pläne veröffentlicht hat, wie der Konzern mit Suns Geschäftsbereichen verfahren wird, ist die Situation für Entwickler und Konkurrenten unklar und möglicherweise für tausende Mitarbeiter Besorgnis erregend.

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Die gestern von Oracle angekündigte Übernahme des Server-, Unix- und Java-Spezialisten Sun hat für Unruhe in der IT-Szene gesorgt. Da von Oracle noch keine konkreten Pläne für die Zeit nach der Akquisition, die im Sommer abgeschlossen werden soll, vorliegen, mehren sich nun die Spekulationen. Dabei ist von möglichen Entlassungen die Rede, eventuelle Auswirkungen für Konkurrenten auf dem Softwaremarkt und für die Open-Source-Community.

Bislang hatte Oracle nur vage Andeutungen zur Zukunft von Projekten wie Java und MySQL ausgegeben, die wohl fürs erste eventuelle Befürchtungen ausräumen sollen, Oracle könnte sich vom Open-Source-Kurs wieder entfernen, den Sun in den vergangenen Monaten bei Java und auch bei Solaris eingeschlagen hat. Auch OpenOffice.org ist nicht schlauer, wie einer Stellungnahme des Projekts zu entnehmen ist. Da OpenOffice, das 2000 aus Suns StarOffice hervorging, quelloffene Software unter einer freien Lizenz sei, seien diese Ehrenamtlichen von einer Übernahme zunächst nur indirekt betroffen. OpenOffice.org-Sprecher Florian Effenberger sieht der Übernahme nach eigenen Angaben optimistisch entgegen.

Optimistisch zeigen sich laut einem Bericht von Eweek auch die Java-Entwickler. Während OpenOffice vielleicht besser bei IBM gelandet wäre, wie heise open kommentiert, sehen demnach Java-Entwickler bessere Chancen bei Oracle. Für den Java-Verfechter Eugene Ciurana kommt es laut Eweek zupass, dass Sun nicht von IBM übernommen wird. Oracle gehe in der Vermarktung wesentlich offensiver als Big Blue vor, habe die Möglichkeiten, IBM Paroli zu bieten und Suns Glassfish kleinen, mittleren und großen Unternehmen nahezubringen. Eweek zitiert einen anderen Java-Entwickler, für den eher eine Balance zwischen IBM und Oracle gegeben sei als zwischen IBM und dem "sterbenden" Sun Microsystems.

Wenn sich Oracle wie angekündigt tatsächlich von einem Software- zu einem Komplettanbieter mitsamt Hardware entwickle, könnte sich Microsoft als lachender Dritter erweisen, vermutet der Analyst Toni Sacconaghi von Sanford C. Bernstein. Hewlett-Packard sei bislang ein wichtiger Partner für Oracle gewesen, doch nun erwachse dem Konzern ein neuer Konkurrent. Stattdessen könne sich HP an Microsoft wenden, glaubt der frühere Sun-Manager Miko Matsumura. Allerdings sind einige Marktbeobachter noch nicht schlüssig darüber, wie Oracle mit Suns Hardware, insbesondere den Sparc-Servern, verfahren könnte.

Andere Beobachter, die von der Seattle Times zitiert werden, setzen Oracles künftige Möglichkeiten, besser mit Microsoft im Bereich der Unternehmenssoftware und bei Web-Anwendungen zu konkurrieren, in den Mittelpunkt. Oracle könne sich mehr im Bereich Cloud Computing engagieren und hier mit OpenOffice eine Alternative zu Microsofts Bürosoftware mit anbieten. Der Analyst Matt Rosoff schätzt, dass Oracle die Entwicklung von MySQL beenden oder zurückfahren werde. Diese Software sei keine bedeutende Konkurrenz zu den Produkten der Redmonder.

Angesichts der von Oracle für Sun ausgegebenen Vorgaben bei der Profitabilität in den nächsten Jahren geht Analyst Sacconaghi davon aus, dass diese ohne Stellenabbau wohl nicht zu erfüllen seien. Sacconaghi hatte für das Geschäftsjahr 2010 einen operativen Gewinn von 800 Millionen US-Dollar für Sun prognostiziert, Oracle erwartet 1,5 Milliarden US-Dollar. Bis zu 10.000 Jobs könnten demnach zur Disposition stehen.

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(anw)