SCO vs. Linux: SCO kündigt neuen Geschäftsplan an

Die SCO Group, mit Novell, IBM und Red Hat um die Unix-Rechte und angeblich illegal aus Unix System V in Linux übernommenen Code im juristischen Clinch, möchte den ordentlichen Verkauf des intellektuellen Kapitals an die Finanziers in die Wege leiten.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 76 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Detlef Borchers

Die unter Chapter 11 des US-amerikanischen Konkursrechts stehende SCO Group, die mit Novell, IBM und Red Hat um die Unix-Rechte und angeblich illegal aus Unix System V in Linux übernommenen Code im juristischen Clinch liegt, hat in der mündlichen Verhandlung vor dem Konkursgericht in Delaware angekündigt, demnächst einen neuen Geschäftsplan vorzustellen. Dieser soll nicht mehr auf einem Finanzierungsabkommen mit der Firma Steven Norris Capital Partners bestehen, das etliche Gläubiger zuvor beanstandet hatten. Stattdessen möchte man einen ordentlichen Verkauf des intellektuellen Kapitals an die Finanziers in die Wege leiten. Für die Ausarbeitung dieser neuen Pläne möchte die SCO Group einen Zeitaufschub. Gegen diese Darstellung legte die staatliche Konkursaufsicht umgehend Beschwerde ein. Sie befürchtet, dass SCO mit dem Verkauf des nicht genauer benannten geistigen Eigentums Rechte verkauft, die den Gläubigern gehören könnten. Darum möchte die Konkursaufsicht einen unabhängigen Konkursverwalter einsetzen, der die Reorganisation der Firma betreibt.

Der Antrag der Konkursaufsicht ist ungewöhnlich, weil nach dem US-Konkursrecht eine Firma sich unter Chapter 11 selbst geschützt vor den Gläubigeransprüchen reorganisiert. Ein Konkursverwalter wird nur dann bestallt, wenn die Firmeninhaber durch Betrug, Alter oder durch erwiesene Geschäftsuntüchtigkeit nicht in der Lage sind, die Reorganisation oder den endgültigen Konkurs durchzuführen. Im Fall der SCO Group hängt der angekündigte Schritt offenbar mit Befürchtungen der Konkursaufsicht zusammen, dass SCO unrechtmäßig intellektuelles Kapital verkaufen könnte. Dazu gehören die Urheberrechte an Unix, die nach der Entscheidung eines anderen Gerichtes im Besitz von Novell sind.

Auch die von der SCO Group unter dem Namen SCOsource vertriebene IP-Lizenz (Intellectual Property) für Linux-Installationen ist rechtlich gesehen ein fragiles Konstrukt und alles andere als ein "IP-Asset". Um diese IP-Lizenz wird in einem Prozess mit IBM gestritten, der derzeit ruht. Dabei geht es um die Frage, ob IBM unrechtmäßig Methoden und Konzepte in die Linux-Entwicklung eingebracht hat, die zum geistigen Eigentum der SCO Group gehören. Entsprechend haben Vertreter von IBM vor dem Konkursgericht ihren Einspruch gegen die von SCO beantragte Verlängerung von mehreren Monaten eingelegt. Ein neuer Geschäftsplan kann ihrer Ansicht nach in fünf Wochen geschrieben werden, wenn man weiß, was das intellektuelle Kapital ausmacht. Die mündliche Verhandlung soll am 18. April fortgesetzt werden.

Zu den Entwicklungen in dem Streit, den SCO mit IBM, Novell und der Open-Source-Gemeinde um SCO-Rechte an Unix und angeblich unrechtmäßig in Linux übernommenen Code angezettelt hat, siehe den Online-Artikel in c't Hintergrund (mit chronologischer Linkliste zu Beiträgen auf heise online, aus Technology Review und der c't):

(Detlef Borchers) / (jk)