Alcatel SEL baut weitere 1400 Stellen ab [Update]

Die Inlandsnachfrage sei auf einem historischen Tiefstand. Deshalb müssten die Kosten an die zu erwartenden geringeren Umsätze angepasst werden.

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Die deutsche Tochter des Netzausrüsters Alcatel will 2003 weitere 1400 Stellen streichen. Das teilte der Vorstand der Alcatel SEL AG heute dem Aufsichtsrat des Unternehmens mit. Betroffen seien fast alle Bereiche des Teilkonzerns. Grund sei die anhaltende Schwäche des Telekommunikationsmarktes. Die Maßnahme sei Teil des weltweit geplanten Stellenabbaus des französischen Mutterkonzerns. Alcatel SEL hatte für dieses Jahr bereits den Abbau von 1250 der 11.200 Arbeitsplätze geplant.

"Die Lage auf dem Telekommunikationsmarkt bleibt außerordentlich schwierig und hat sich in den letzten Monaten noch verschärft", erklärte Vorstandschef Andreas Bernhardt. Die Inlandsnachfrage sei auf einem historischen Tiefstand; wichtige Exportmärkte hätten sich bisher nicht erholt. Stattdessen habe sich die Krise weiter ausgedehnt. Das Unternehmen rechnet für dieses Jahr mit einem Umsatzrückgang um mehr als 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr und auch 2003 mit einem weiteren Rückgang. Der Personalabbau sei notwendig, um die Kosten an die zu erwartenden Umsätze anzupassen. Auch alle anderen Aufwendungen würden geprüft und auf das "unbedingt erforderliche Maß beschränkt".

Von dem Personalabbau sollen besonders die Geschäftsfelder Übertragungs- und Vermittlungssysteme sowie Zentral- und Servicebereiche betroffen sein. Der Abbau konzentriert sich vor allem auf die Standorte Stuttgart, Berlin und das Mechanikzentrum im thüringischen Arnstadt, sagte eine Sprecherin laut dpa. Alcatel SEL will noch in diesem Jahr 1250 von 8900 Jobs abbauen. Außerdem wurde ein Werk für Vermittlungstechnik mit 720 Mitarbeitern im bayerischen Gunzenhausen und die europäische Vertriebs- und Service-Organisation mit 1500 Beschäftigten in Deutschland verkauft.

Die Streichungen in diesem Jahr sollen auch über Aufhebungsverträge, Vorruhestandsregelungen und Beschäftigungsgesellschaften umgesetzt werden. Entlassungen sind jedoch bei den bisher angekündigten und den geplanten Maßnahmen für 2003 nicht ausgeschlossen. Der Gesamtbetriebsrat war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Damit reißen die Hiobsbotschaften für die Alcatel-Mitarbeiter nicht ab. Mit Ausnahme einer kurzen Erholungsphase während des Telekom-Booms Ende der 90er Jahre hat die deutsche Tochter eine Sanierung nach der anderen hinter sich. Die traditionsreiche Standard Elektrik Lorenz (SEL), die seit 1987 zu Alcatel gehört, beschäftigte Mitte der 80er Jahre noch 33.000 Mitarbeiter, nach dem geplanten Stellenabbau 2003 könnten es weniger als 6300 sein. Arbeitnehmervertreter und IG Metall hatten bereits mehrfach Mitarbeiter für Protestaktionen mobilisiert. (anw)