Mitarbeiter protestieren gegen Stellenabbau bei Siemens

Einige tausend Siemens-Mitarbeiter sind heute in Düsseldorf, Berlin und in München auf die Straße gegangen.

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Rund 3000 Siemens-Mitarbeiter sind in Düsseldorf, Berlin und in München auf die Straße gegangen, um gegen Entlassungen zu protestieren. Bei den deutschen Siemens-Werken seien weitere 5600 Arbeitsplätze gefährdet, heißt es von der IG Metall. Damit sei die Hälfte aller Zweigniederlassungen in ihrer Existenz bedroht. Siemens hatte seit Frühjahr 2001 den Abbau von weltweit 35.000 Stellen angekündigt, davon knapp die Hälfte in Deutschland.

In Deutschland seien allein bei ICN, I&S und SBT "mindestens 15.000 Arbeitsplätze durch Personalabbau, Ausgliederungen und Verkäufe betroffen", schreibt die IG Metall in einem Flugblatt. Wegen überzogener Gewinnziele und Fehlspekulationen beim Pensionsfonds würden alle Geschäftsgebiete geprüft. Es sei ein "ziemlich schwer nachvollziehbarer Schritt der Firmenleitung, der nur durch den blinden Glauben an Shareholder-Values und Aktienkurse zu erklären ist, zieht die Gewerkschaft ein Fazit der Demonstration in München. Der dortige stellvertretende Betriebsratsvorsitzende, Leo Mayer, drückt es drastischer aus: Bei den Entlassungen handele es sich um "Menschenopfer, die jetzt von den Analysten gefordert werden".

Von den betroffenen Stellen in Deutschland sei inzwischen "mehr als die Hälfte" abgebaut, sagte hingegen eine Siemens-Sprecherin. Jetzt gehe es vor allem noch um 2300 Stellen bei der IC-Netzsparte (ICN) in München und von bundesweit über 1000 Stellen beim Industriedienstleister I&S. Dagegen sammelte die Gewerkschaft nach eigenen Angaben 15.904 Unterschriften, die heute überreicht wurden. Weil die Telefongesellschaften kaum mehr in neue Netze investieren, macht die Sparte ICN hohe Verluste.

Siemens wirft der Gewerkschaft vor, mit falschen Behauptungen Ängste zu schüren. In einer Mitteilung des Unternehmens heißt es: "In Flugblättern der IG Metall und auch in früheren Kundgebungen werden Behauptungen aufgestellt, die zum Teil falsch, zumindest aber völlig überzogen sind, zum Beispiel: 'Massenentlassungen', 'radikales Entlassungskonzept', 'Diktat der Börse', 'überzogene Gewinnziele', 'Mitarbeiter werden auf die Strasse gesetzt', 'Wortbruch'."

In der Diskussion gehe unter, dass Siemens im Ende September abgeschlossenen Geschäftsjahr in Deutschland insgesamt etwa 9000 neue Mitarbeiter eingestellt habe. Außerdem beziehe sich die Menge der 35.000 Stellen auf alle Maßnahmen, die seit Frühjahr 2001 in verschiedenen Siemens-Bereichen und Standorten im In- und Ausland angekündigt worden seien. Mehr als 50 Prozent davon seien bereits umgesetzt. (anw)