Der Kaiser als Königsmacher

Mobilfunkanbieter O2 zog Franz Beckenbauer auf seine Seite. Der "Kaiser" wirbt in einer groß angelegten Kampagne für den "Wechsel".

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Franz Beckenbauer gilt in der Fußballbranche als Lichtgestalt, bei der alles zu Gold wird was sie anpackt. Von diesem Effekt will nun auch Mobilfunkanbieter O2 profitieren und schickt den zweimaligen Fußballweltmeister in eine Werbekampagne. Ab Montag kommender Woche sollen Fernseh- und Hörfunk-Spots laufen. Auch in Printanzeigen prangt dann der Kopf des ehemaligen Liberos von Bayern München, Cosmos New York und des HSV. Botschaft: Auch Franz Beckenbauer wechselt.

Bislang warb der Hobbygolfer und Aufsichtsratsvorsitzende des FC Bayern München für E-Plus. Sein Wechsel zu O2 brachte ihn erneut in Konflikt mit dem Trikotwerbepartner seines Vereins, T-Mobile, der in direkter Konkurrenz zu O2 steht. Die Deutsche Telekom will immerhin in den nächsten sechs Jahren 120 Millionen Euro in den Verein stecken und engagiert sich auch für die Fußballweltmeisterschaft 2006 in Deutschland, für die Beckenbauer als Organisationschef herhält. Nebenher ist er auch noch Vizepräsident des Deutschen Fußballbundes. Konsequenzen für das widersprüchliche Verhalten Beckenbauers gab es vom Bayern-Sponsor noch nicht. Vielleicht spielt da eine Rolle, dass T-Mobile mit O2 in Sachen UMTS kooperieren will.

Doch das alles kümmert den Kaiser offenbar nicht. In einem Fernseh-Spot soll er in seinem Heim schlafend auf einem Sessel mit einer Relax-Maske auf dem Kopf zu sehen sein. Er trägt einen Smoking, das Sakko liegt über seinen Beinen. Seine Gäste sind schon gegangen. Plötzlich erwacht Franz Beckenbauer, Gründer der gleichnamigen Stiftung, greift zum Handy und fragt sich: "Wo bin ich?" Er schaut aufs Handy-Display und ist erleichtert, denn darauf leuchtet das "Genion-Häuschen". "Gottseidank. Ich bin zu Haus", sagt er dann. Nachdem ein Sprecher darauf hinweist, dass jeder mit Genion von O2 in der Homezone festnetzgünstig telefonieren kann, staunt Franz Beckenbauer: "Festnetzgünstig -- da legst di nieda." Anschließend ist zu hören: " It's time to change."

Rudi Gröger, CEO von O2 Deutschland, freut sich über die Zusammenarbeit mit Franz Beckenbauer: "2002 ist das Jahr im deutschen Mobilfunkmarkt, in dem viele Kunden ihren Anbieter wechseln werden, denn zwei Jahre nach dem Boomjahr 2000 laufen viele Handyverträge aus. Franz Beckenbauer symbolisiert wie kein anderer diesen Wechsel. Er ist allgemein als Mobilfunkexperte und Vieltelefonierer bekannt." Skeptische Anhänger der rotgrünen Koalition könnten nun darüber ins Grübeln kommen, warum die "Wechselkampagne" ausgerechnet eine Woche vor der Bundestagswahl eingeläutet wird. Erst kürzlich outete Beckenbauer sich als Sympathisant von Unions-Kandidat Edmund Stoiber. (anw)