HanseNet stoppt teure 0190-Abzock-Dialer

Nach Verbraucherklagen bietet der Hamburger Betreiber nur noch Service-Nummern an, die pro Minute höchstens 1,86 Euro kosten.

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Die Proteste zahlreicher Kunden sowie der Appell von Verbraucherministerin Renate Künast an die Telekommunikationsunternehmen, Abhilfe gegen die Dialer-Mafia zu schaffen, bleiben nicht wirkungslos: Wie Firmensprecherin Etta Schulze gegenüber heise online bestätigte, wird der Hamburger Betreiber HanseNet nur noch Service-Rufnummern anbieten, die höchstens 1,86 Euro pro Minute kosten. Darunter fallen laut Schulze 0190-Verbindungen mit den Folgeziffern 1 bis 9. Die preislich nicht fixierten und daher in der Regel weitaus teureren 0190-0-Nummern wird HanseNet nicht mehr führen.

Der Provider HanseNet hatte Anfang Februar vor allem aufgrund seiner Kundenbeziehung mit der Düsseldorfer eops AG für Schlagzeilen gesorgt, die einen X-Diver genannten Dialer vertreibt. Im Februar war eine Variante des Programms in Umlauf, die 300 Euro pro Verbindungsaufbau berechnet. Mittlerweile hat auch eops reagiert und bietet nur noch Versionen des Programms an, die maximal 25 Euro pro Einwahl kassieren, wie eops-Vorstand Heiko Hubertz heise online gegenüber mitteilte.

Die Programme seien zwar letztlich legal gewesen, erklärt Schulze. "Wir konnten prüfen, ob die Verbindungen zustande gekommen sind." Viele Kunden hätten sich trotzdem betrogen gefühlt. "Wir haben einige Rückmeldungen bekommen", lässt die HanseNet-Sprecherin durchblicken. Schließlich habe der Firmenname auf der Telefonrechnung gestanden. "Daraus haben wir nun die Konsequenzen gezogen." Die Klagen über die horrenden Rechnungen selbst will der Betreiber der betroffenen Nummernblöcke direkt an die Anbieter der Dialer weiterleiten.

Auch für die Deutsche Telekom, die das Inkasso für die privaten Anbieter mit übernimmt und daher letztlich den erschrockenen Kunden die Rechnung präsentiert, werden die 0190-Praktiken immer mehr zum Problem. "Wir können allerdings nicht direkt aktiv werden", erklärte ein Firmensprecher gegenüber heise online. Der Markt sei liberalisiert und unterstehe nicht der Aufsicht der Telekom. Gleichzeitig bestätigte er aber, dass sein Unternehmen Abmahnungen an private Anbieter wie HanseNet verschickt hat. Generell könne man die besorgten Surfer sonst aber nur an die Verbraucherschutzzentralen verweisen. Der Bonner Alt-Monopolist selbst hatte im Juli 1999 das Net900-System der Mönchengladbacher Firma In Media Res lizenziert. Damals wurden die Dialer noch schlicht als alternative Bezahlungssysteme fürs Netz gehandelt. (Stefan Krempl) / (anw)