Der Zeitgeist 2002 im Spiegel von Google
Die Statistiken der Suchmaschine bieten sich an, um den Trends des Jahres auf die Spur zu kommen.
Die meistgesuchte Frau 2002 ist Jennifer Lopez. Die Schauspielerin und Sängerin steht aber nicht auf der Fahndungsliste des FBI, fleißig gesucht wird sie von den Internet-Nutzern über Google. Der vielstrapazierte Suchdienst hat einige Ranglisten für das fast abgelaufene zweite Jahr des dritten Jahrtausends zusammengestellt, um dem Zeitgeist auf die Spuren zu kommen.
Man könnte versucht sein, aus der Häufigkeit der Suchanfragen auf die Beliebtheit der Personen zu schließen -- bei den Männern rangiert der US-Rapper Eminem an vorderster Stelle --, zumal es bei der Bildersuche ähnlich aussieht: Eminem vor Brad Pitt, aber Britney Spears vor Pamela Anderson und Jennifer Lopez. Dementsprechend lässt sich hinterfragen, ob bei der russischen Tennisspielerin Anna Kournikova eher die sportlichen Ambitionen zählen -- in der Athletenrangliste rangiert sie hinter dem englischen Fußballspieler David Beckham an zweiter Stelle -- oder ihr Erscheinungsbild, denn in der Bildersuche liegt sie hinter der kolumbianischen Sängerin Shakira an fünfter Stelle. Oder es wird einfach nach dem gleichnamigen Wurm gesucht.
Bei den nachgefragten technischen Begriffen nimmt wie erwartet MP3 den ersten Platz ein, vor SMS und dem Packertool Winzip. Interessant, dass Linux, das an vierter Stelle rangiert, mehr nachgefragt wird als Microsoft. Die Redmonder zieren den vorletzten Platz der Top Ten, zwei Plätze hinter der hauseigenen Xbox.
Interessanteste Ereignisse und Themen für die Google-Besucher waren die Fußballweltmeisterschaft, der Irak, die Heckenschützen von Washington ("Sniper"), der Hurrican "Lilli" und "Hochwasser". Daraus könnte man schließen, dass es in Deutschland viele Google-Kenner gibt und dass sich diese im vergangenen Sommer intensiv über die Ereignisse in Sachsen und Bayern informieren wollten.
Wie flüchtig der Zeitgeist auch sein kann, zeigt sich anhand der "Absteiger 2002", also jener Themen, die in diesem Jahr im Vergleich zum Jahr 2001 am wenigsten nachgefragt wurden: Nostradamus, Napster, World Trade Center, Anthrax und Osama Bin Laden. Anscheinend hat sich das Interesse von New York und Afghanistan hin zum Irak verlagert. Der arabische Staat verzeichnet erst seit August Spitzenwerte bei den Suchanfragen und hat es dennoch schon zum Zweiten auf der Nachrichtenrangliste gebracht -- was kaum verwundert angesichts des drohenden Krieges der USA gegen den Irak. (anw)