"Teuro-Aktion" als Aufmerksamkeitsaktivismus

Eine anonym verschickte E-Mail ruft für den 1. Juli zum Kaufstreik auf. Der Urheber hat sich inzwischen geoutet.

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Eine seit Tagen kursierende, anonym verschickte E-Mail spricht wohl jeden an, der seit der Einführung des Euro mehr Schwund im Geldbeutel und auf dem Konto festzustellen meint: Darin wird für den 1. Juli unter dem Stichwort "Teuro" zu einem Kaufstreik aufgerufen. Die Streikteilnehmer sollen zum Beispiel keine Lebensmittel einkaufen, nicht tanken und keine Kneipen oder Cafés besuchen. Damit "soll ein Zeichen gesetzt werden. Stellt euch vor, ganz Deutschland kauft einen Tag lang nichts ein. Wenn alle beim Streik mitmachen, trägt jeder dazu bei, dass den Abzocke-Verantwortlichen die Augen geöffnet werden".

Zwar spricht die Süddeutsche Zeitung immer noch von einem anonymen Urheber, dieser hat sich aber inzwischen geoutet. Hinter der Aktion steckt offenbar der "Hacker mit Ethik" Christoph Kastius, der schon bei anderen brisanten Gelegenheiten im Internet auffiel, zuletzt durch die angebliche Sperrung einer gefakten Website des Erfurter Amokläufers Steinhäuser. Nun hat Kastius als Anlaufstelle für Euro-Unzufriedene eine Website eingerichtet. Die Besucher werden zum Beispiel aufgerufen, selbst "Preisprüfer" zu werden und "Teuroläden" zu melden.

Unklar ist, was Kastius bezweckt -- auf jeden Fall erreicht er Aufmerksamkeit. Die "Teuro-E-Mail" zum Beispiel findet sich mittlerweile in vielen virtuellen Posteingangskästen und wird gerne weitergeleitet. Kastius sucht Flüchtlinge, initiiert Hilfsaktionen oder betreibt ein "Online-Kondolenzbuch für Djerbaopfer". Telepolis, das Magazin der Netzkultur, vermutet: Die Aktionen dienen bei ihrer Wahllosigkeit einzig der Stilisierung der Person.

Mehr dazu in Telepolis: Nach Erfurt jetzt Konsumstreik gegen den Teuro (anw)