Münchener Rathaus-SPD entscheidet sich für Linux [Update]

Die SPD-Fraktion im Münchener Rathaus begründet ihre Entscheidung mit einer "strategisch-langfristigen Weichenstellung", die eine Signalwirkung für den öffentlichen Sektor habe. Auch die Münchener Grünen haben sich für Linux entschieden.

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Die SPD-Fraktion im Münchener Rathaus hat sich in ihrer heutigen Sitzung für den Einsatz von Linux auf den PCs der Stadtverwaltung ausgesprochen. Damit sei die Vorentscheidung gefallen, teilt Pressesprecher Jürgen Bühl mit: Die Münchner Stadtverwaltung migriert von Windows NT auf Linux als Client-Betriebssystem und ein Office-Paket aus dem Open-Source-Bereich.

Auch die Münchener Grünen haben sich heute in einer Fraktionssitzung für den Umstieg auf Linux entschieden. Die Entscheidung sei einstimmig gefallen, heißt es in einer Mitteilung. Boris Schwartz, stellvertretender Fraktionsvorsitzender, nimmt Stellung: "Die Entscheidung des Münchener Stadtrats pro Linux wird eine Bresche in die monopolartige Stellung von Microsoft schlagen. Mit der Stadt München entschließt sich zum ersten Mal eine große deutsche Kommune für Open Source-Software. Neben der größeren Wirtschaftlichkeit für die Stadt ist dies auch ein Beitrag für echten Wettbewerb auf dem Markt für Software."

Der Umstieg auf Linux garantiere größere Herstellerunabhängigkeit und mehr "Flexibilität bei der Gestaltung der künftigen IT-Landschaft der Stadtverwaltung", heißt es bei der SPD. Hinzu komme, dass deutlich geringere Kosten anfallen. Dies sei angesichts der angespannten Etats der Landeshauptstadt ein Aspekt, der "die strategisch-qualitativen Vorteile untermauert", heißt es in der Mitteilung aus München.

Stadträtin Christine Strobl, stellvertretende Fraktionsvorsitzende und SPD-Sprecherin im Personal- und Verwaltungsausschuss, meint: "Gleichzeitig sorgen wir für die weitere Profilierung des Technologiestandorts München. Denn für Entwicklung und Support im Rahmen der Umstellung wird die Stadt Leistungen einkaufen. Dadurch fördern wir hochwertige Arbeitsplätze in der Region. Dabei unterstreicht die Begleitung der Migration durch die Technische Universität die herausragende Position des Wissenschaftsstandorts München." Ähnlich argumentiert Stadtrat Jens Mühlhaus von den Grünen: "Der IT-Standort München wird mit dem Beschluss gestärkt werden, denn die Umstellung auf Linux wird städtische Aufträge nach sich ziehen und so qualifizierte Arbeitsplätze schaffen."

Die Migration der 14.000 PC-Systeme und Notebooks mit über 16.000 Anwendern solle "sanft erfolgen". Insbesondere Referate mit umfangreichen Fachanwendungen sollen so langfristig planen können. Die endgültige Entscheidung trifft der Stadtrat in der Vollversammlung am 28. Mai. Seit über einem Jahr hat die SPD dort 35 von 80 Sitzen, die CSU 30, die Grünen 8 und die FDP 3. An sonstige Parteien entfallen die übrigen vier Sitze.

"Wir sind uns voll darüber bewusst, dass unsere Entscheidung Signalwirkung hat", meint Strobl. "Deshalb haben wir uns intensiv mit der Materie auseinander gesetzt." Die Beraterfirma Unilog habe zunächst das nachgebesserte Microsoft-Angebot als vorteilhafter bewertet. Doch habe es noch ungeklärte Fragen gegeben und schließlich ein neues Angebot von IBM vorgelegen.

Die erneute Gesamtbewertung aus Kapitalwert und qualitativ-strategischen Kriterien habe zum Gleichstand zwischen beiden Lösungsvarianten geführt, meint die Stadträtin weiter. Da die Kombination Linux und Open-Source-Office "qualitativ-strategisch eindeutig die Nase vorn hat, entschied sich die SPD-Fraktion für diese Alternative als langfristige Weichenstellung". (anw)