Vierfache Datenrate für Speicher in Sicht

Die taiwanische VIA Technologies und ihre Tochterfirma S3 Graphics haben eine Lizenz zum Einsatz von Quad Band Memory (QBM) in Chipsätzen erworben.

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Die taiwanische VIA Technologies und ihre Tochterfirma S3 Graphics haben eine Lizenz zum Einsatz von Quad Band Memory (QBM) erworben. Chipsätze mit QBM-Unterstützung wollen VIA und S3 Graphics auf dem kommenden VIA Technology Forum (VTF 2002) Anfang Oktober in Taipei ankündigen.

Die US-Firma Kentron Technology hat mit der Quad-Band-Memory-Technik ein System aus Memory Controller und speziellen Speichermodulen (DIMMs) entwickelt, das die maximale theoretische Datentransferrate der eingesetzten Double-Data-Rate-Speicherchips verdoppelt. Der erste konkret verfügbare Speichertyp sollen QBM533-DIMMs aus DDR266-Speicherchips sein, gefolgt von QBM667-Modulen aus DDR333-SDRAMs. Über einen wie üblich 64 Bit breiten Datenbus liefern QBM533-Speicherriegel Daten im Burst-Modus mit 4,3 GByte pro Sekunde, QBM667 erreicht maximal 5,2 GByte/s. Das sind exakt die Werte, die man auch mit zweikanaligen PC2100- beziehungsweise PC2700-Speichersystemen erreichen würde, wie sie Intel und SiS bereits angekündigt haben. Kentron sieht den wesentlichen Vorteil der QBM-Technik im Vergleich zu Dual-Channel-RAM beim geringeren Platzbedarf für die Verlegung der Leiterbahnen und die Speicherslots auf dem Mainboard. Das senkt die Kosten und lässt mehr Platz für andere Bauelemente.

QBM-DIMMs sind immer doppelseitig mit Chips bestückt; jede Seite des Moduls stellt quasi einen gewöhnlichen einreihigen DDR-SDRAM-Speicherriegel dar. Die Datenpins der Chips einer Modulseite sind aber nicht direkt mit dem Speicherbus verbunden, sondern über schnelle Schaltelemente aus Feldeffekttransistoren (FETs). Double-Data-Rate-Speicherchips senden pro Taktschritt zwei Datenwörter, die also mit 180 Grad Phasenversatz in Bezug auf das Taktsignal über den Bus gehen. Ein spezielles Taktungsschema sorgt bei QBM-Modulen dafür, dass die beiden Seiten des Speichermoduls mit 90 Grad Phasenversatz arbeiten. Pro Adressierungsvorgang liefert ein QBM-DIMM vier Datenwörter, daher das "Quad" in der Bezeichnung. Zur Zwischenspeicherung der Adressinformationen und Entlastung der Adressleitungen sind diese über Pufferbausteine mit den SDRAMs verbunden, es handelt sich also um eigentlich um Registered DIMMs. Die anfallenden Latenzzeiten sollen laut Kentron mit denen von Registered DDR-SDRAM-DIMMs identisch sein. Weitere Details zur QBM-Technik finden sich in c't 8/2002 ab Seite 228 sowie in der FAQ des Herstellers.

Kentron hat schon vor geraumer Zeit die QBM Alliance gegründet, zu der außer VIA auch die Chipsatzhersteller ALi und SiS, Speichermodulhersteller wie PNY und Peripheral Enhancements Corporation sowie der europäische Chipmarktführer STMicroelectronics gehören. Kentron stellt selbst auch Speichermodule her und hat sich bewusst für ein kostenfreies Lizenzierungsmodell entschieden, anders als bei "anderen, nicht DDR-kompatiblen Speichertechniken", bei denen Lizenzgebühren anfallen. QBM will sich nicht schon im Vorfeld Sympathien verscherzen, wie es der Firma Rambus passierte. Kentron möchte außerdem sein QBM-Verfahren als offenen Standard des JEDEC etablieren. (ciw)