Intels Entwickler-Konferenz: Die Visionen des Chip-Giganten
Auf dem gestern begonnenen Intel Developer Forum (IDF Spring 2003) erläutert der mit großem Abstand marktführende Chiphersteller wieder seine Zukunftspläne.
Auf dem Intel Developer Forum (IDF Spring 2003) erläutert der mit großem Abstand marktführende Chiphersteller wieder seine Zukunftspläne. Intel hebt dabei besonders seine Anstrengungen in den Bereichen Telekommunikation und Computing hervor; die Eröffnungsrede von Intel-CEO Craig Barrett dreht sich um die Konvergenz von "Computing and Communications". Genau in diesem Schnittpunkt will sich Intel ebenso etablieren, wie es dem Unternehmen im x86-Bereich gelang. Wichtigstes Werkzeug dazu ist außer dem im CPU-Bereich verdienten Geld die geballte Produktions-Potenz der ständig modernisierten und über die ganzen Welt verteilten Intel-Werke.
Mit der Personal Client Architecture PCA arbeitet Intel an einer neuen Standard-Hardware-Plattform für zukünftige Handys und PDAs -- die ja auch immer mehr zusammenwachsen. Jüngstes Produkt ist der hoch integrierte Baustein PXA800F alias "Manitoba". Er stellt die vorläufige Quintessenz der Intel-Produktsparten der ARM-kompatiblen XScale-Prozessoren und Flash-Speicherchips dar.
Besondere Schwerpunkte liegen aber auch in den Bereichen Mobile Computing und Server. Das überrascht nicht: Nach wie vor ist das Prozessorgeschäft die Cash-Cow des Markt-Dominators; aus den hierbei erzielten, auch in Krisenzeiten gewaltigen Einnahmen finanziert Intel seine Expansionspläne. Und im Mittelpunkt des Intel-Erfolges steht die Fähigkeit, enorme Mengen von Chips im jeweils kostengünstigsten Verfahren auf den Markt werfen zu können.
Der zur CeBIT erwartete Pentium-M alias Banias markiert den Beginn der Centrino-Ära. In diesem Konzept sind alle Komponenten, also CPU, Chipsatz und möglichst viele weitere Komponenten, speziell an den mobilen Einsatz angepasst. Stromersparnis, Flexibilität und drahtlose Kommunikation stehen im Vordergrund. Der Pentium-M ist der erste Intel-Mobilprozessor, der nicht bloß eine angepasste Desktop-Variante darstellt, sondern eigens für den mobilen Einsatz entwickelt wurde. Bis zum Jahresende will Intel den Pentium-M als Hauptsäule im Notebook-Bereich etablieren, eine Roadmap-Session auf dem IDF erläutert die weiteren Pläne.
Auf der stationären, also nicht-mobilen Seite der Telekommunikation stehen die Server. Sie sind zum Aufbau der nötigen Infrastruktur für Internet- und Kommunikationsdienste nötig. Im 32-Bit-Bereich hat Intel bereits die Führung. Einerseits erscheinen immer dickere Server mit immer mehr Prozessoren und andererseits verkaufen sich die kompakten Blade-Server sehr gut -- IBM hat soeben verkündet, den 5000sten Auftrag für einen der erst vor wenigen Monaten vorgestellten Blade-Center-Server eingefahren zu haben.
Noch mehr Geld lässt sich potenziell mit 64-Bit-Servern verdienen; der Markt der großen Unix-Server umfasste 2001 über 20 Milliarden US-Dollar weltweit. Intel strengt sich daher gewaltig an, die Itanium-Prozessoren in den Markt zu bekommen. Auf dem IDF will Itanium-Partner Hewlett-Packard den neuen Chipsatz sx1000 vorstellen (Codename Pinnacles), der für den neuen Itanium 2 gedacht ist. Später soll mit der mx2-Technik Hondo die mögliche Prozessorzahl pro Server verdoppelt werden. Ohnehin arbeitet Intel an Dual-Core-Itaniums, sodass also wahre CPU-Monstermaschinen versprochen werden.
Dabei schläft die Konkurrenz nicht: IBM ließ schon mal wissen, dass ein Muster des fürs nächste Jahr geplanten Power5 vor drei Wochen erfolgreich bootete; im Laufe der nächsten Monate soll der Prozessor, der in manchen Anwendungen die vierfache Leistung seines nicht gerade schwachbrüstigen Vorgängers erreichen soll, unter AIX und Linux den Betrieb aufnehmen.
Schon zur Tradition ist es geworden, dass AMD in einem nahe gelegenen Hotel am Veranstaltungsort San Jose ĂĽber die eigenen Produkte informiert -- und hier geht mit dem bald erwarteten Opteron ein weiterer 64-Bit-Konkurrent in Startposition. Da dĂĽrfte es Intel besonders freuen, dass Erzkonkurrent Sun nicht nur weiter Intel-Hardware als eigene LX50-Server anbietet, sondern sogar x86-Desktops verkaufen will -- fragt sich nur, ob die auch "Intel-Inside" haben werden. Spannend ist die Frage, wie sich Intel zu 64-Bit-Prozessoren in Desktops positioniert, doch ĂĽberraschende VerkĂĽndigungen sind diesbezĂĽglich unwahrscheinlich. Wer dumm genug fragt, den verweist Intel auf SSE und SSE2, die schlieĂźlich 128-bittig arbeiteten und ebenfalls eine Befehlssatzerweiterung darstellten.
Im Desktop-Segment verkündet Intel eine ganze Menge Details auf dem IDF: Hier geht es konkret um die kommenden Chipsätze mit FSB800- und DDR400-Schnittstellen. Die Industrie soll sich auf DDR400/PC3200 als Standard für das Jahr 2003 einrichten. Außerdem erklärt Intel, wie man die kommenden Prescott-Pentium-4-Prozessoren richtig mit Saft versorgt und ausreichend kühlt -- immerhin frisst schon das aktuelle Flaggschiff unter Spitzenlast über 80 Watt.
Die Taktratensteigerung (um 50 Prozent von 2,0 auf 3,06 GHz in 15 Monaten) soll in den nächsten Jahren dabei nicht mehr ganz so schnell voranschreiten wie bisher, wenn man Branchen-Insider Mike Magee vom Inquirer vertraut. Demnach wird es nach dem Prescott, der im Laufe des Jahres 2004 auf 5,20 GHz klettern soll, den ebenfalls in 90-nm-Technik gebauten Tejas geben. Der passende System Bus erreicht dann (mit DDR II?) FSB1066, die CPU selbst soll im Jahre 2005 bis über 9 GHz klettern. Danach ist -- laut Magee -- der 65-nm-Nehalem an der Reihe, um die 10-GHz-Grenze zu durchstoßen. Das wird Intel auf dem IDF in dieser Ausführlichkeit wohl nicht diskutieren wollen.
Auch die kommende TCPA-Architektur LaGrande Technology, die mit Prescott Fleisch werden soll, spielt auf diesem Frühjahrs-IDF keine große Rolle. Eher geht es um die Umsetzung von PCI Express in Desktops und Servern und in letzteren auch um Infiniband. Vor allem Cluster und modulare Server könnten davon profitieren.
In den Forschungs-Sitzungen des IDF gewährt Intel unter anderem einen Einblick in die Aktivitäten auf dem Ultra-Wideband-Sektor.
Zum Intel Developer Forum Spring 2003 siehe auch: (ciw)
- Intel verbreitet Optimismus und Innovationsfreude
- AMD zeigt Notebook mit Athlon 64
- Intels Mobilprozessor vor dem "Quantispeed"-Problem
- Das soll der nächste Pentium 4 können
- Startschuss fĂĽr DDR400-Speicher
- Die Zukunft der PC-Peripherie ist seriell
- Intels Xeon-Fahrplan
- Low-Power Itanium 2
- Intel forscht fĂĽr medizinische Ăśberwachung und Altenpflege
- Ein-Chip-Lösung führt Storage-Technologien zusammen