Speicherpreise steigen weiter
Was die PC-Käufer ärgert, freut die Chipfirmen: Die Speicherpreise scheinen langsam wieder in profitable Zonen zu klettern.
Was die PC-Käufer ärgert, freut die Chipfirmen: Die Speicherpreise scheinen langsam wieder in profitable Zonen zu klettern. Anfang November kam es zuerst an den Spotmärkten zu plötzlichen Preissteigerungen, die zunächst wie Strohfeuer aussahen. Doch im Laufe der Monate November und Dezember festigten sich die Preise, die nach Einschätzung der meisten Branchenkenner nach wie vor deutlich unter den Herstellungskosten der Chips liegen.
Mit sehr deutlichen Preiserhöhungen auch für längerfristige Lieferverträge zementierten die im vorigen Jahr von massiven Umsatzeinbrüchen gebeutelten Hersteller wie Hynix, Infineon und Samsung den Preisanstieg. Dennoch scheint es -- trotz noch in den Herbstgutachten der Marktforscher vorausgesagter Lagerüberhänge -- zurzeit tatsächlich Lieferengpässe zu geben; der Markt nimmt also auch die teureren Speicherchips auf. Nun erwarten Analysten, dass die Chipfirmen die Gunst der Stunde nutzen und versuchen werden, endlich wieder kostendeckende Preise für ihre Produkte durchzusetzen.
Wie hoch diese Kosten sind, hängt von vielen Faktoren bei der Chipherstellung, vom Produktionsstandort und natürlich von der Effizienz der Herstellerfirma ab. Die genaue Höhe der eigenen Herstellungskosten verrät natürlich keine Firma. Eine schon etwas ältere Schätzung ging vor 14 Monaten von rund 3 US-Dollar für einen 64-MBit-Chip aus -- diese sind heute allerdings kaum noch im Handel.
128-MBit-Bausteine kosten laut DRAM eXchange.com zurzeit zwischen 2,75 und 3,70 US-Dollar. Selbst wenn man von deutlich gesunkenen Fertigungskosten durch besseren "Yield", also höhere Ausbeute und effizientere Produktionsprozesse (etwa durch kleinere Halbleiterstrukturen) ausgeht, dürften die Chiphersteller mit diesen Preisen noch nicht auskommen. Sie müssen ja auch die gewaltigen Investitionen in neue Fabs für 300-mm-Wafer und 0,16-, 0,14-, 0,13- und 0,12-Mikrometer-Fertigungstechnik wieder hereinholen und wollen die Verluste des vergangenen Jahres kompensieren.
Nach wie vor und trotz aller Preiserhöhungen liegen die Spotmarkt-Preise für einzelne DRAM-Chips über den Vertragspreisen für dieselbe Ware. Das ist ein starkes Indiz dafür, dass die Liefersituation tatsächlich angespannt ist. Deshalb dürften die Speicherpreise weiter steigen -- über das absolute Maß lässt sich allerdings nur spekulieren. Zurzeit sind Speichermodule für Privatkunden aber immer noch deutlich günstiger als vor einem Jahr.
Die Speicherhersteller wittern jedenfalls offenbar Frühlingsluft: Während andere aus der DRAM-Fertigung aussteigen, will Hynix sein Werk in Eugene (Oregon) wie geplant jetzt reaktivieren und fleissig 256-MBit-Chips mit 0,16-µm-Strukturen bauen.
Wenn alle weltweit geplanten und zurzeit im Aufbau befindlichen neuen Speicher-Fertigungslinien auf 300-mm-Wafern und für kleinere Strukturen endlich laufen, dürften die Karten im Preispoker neu verteilt werden. Die Firmen erwarten vom Umstieg auf die größeren Wafer um rund ein Drittel niedrigere Produktionskosten, weitere Einsparungen sollen die kleineren Strukturen bringen.
Doch auch eine 0,17-µm-Anlage kann profitabel sein, wenn sie günstig zu haben ist: Laut Berichten in US-Medien geht aus bei der Securities and Exchange Commission eingereichten Papieren hervor, dass Micron für die "Dominion"-Fab an Toshiba nur rund 300 Millionen US-Dollar überweist. Für den Neubau eines vergleichbaren Werkes hätte Micron nach Schätzungen von Insidern rund drei bis vier Mal mehr zahlen müssen.
Die Fabrik im US-Bundesstaat Virginia hatte Toshiba 1995 zusammen mit IBM gegründet und erst 1999 komplett übernommen. Ob Micron die Kooperation mit Kingston im von Toshiba begonnenen Payton-Projekt fortsetzt, ist unklar: Toshiba hatte nämlich das komplette Testen und Verpacken der Dominion-DRAMs an den Third-Party-Modulhersteller Kingston ausgelagert. (ciw)