Hintergrund: "Internet-Offensive" von Planet Internet endet mit Crash [Update]

KPN dreht dem Zugangsprovider den Saft ab, der Betrieb läuft aber noch mindestens einen Monat weiter.

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Der im vergangenen Jahr gestartete Berliner Provider Planet Internet hatte sich viel vorgenommen für dieses Jahr: Mit einer millionenschweren Werbekampagne blies die Tochter des niederländischen Telekommunikations-Konzerns KPN im Frühjahr in TV, Radio und Print zur großen "Internet-Offensive". Allein die ganz großen im Markt – allen voran T-Online, AOL und Tiscali – galten den Durchstartern als Konkurrenten, 500.000 Kunden wollte man bis zum Jahresende gewinnen.

Doch seit Freitag ist die Aufbruchsstimmung in der "Planet"-Zentrale in Tempelhof abrupt am Ende. Obwohl die Werbekampagne dem Provider momentan täglich fast 2.000 Neukunden zuführt, will die selbst auf einem Schuldenberg in Milliardenhöhe sitzende Mutter KPN den Geldhahn zugedrehen. Für die rund 100 Planet-Mitarbeiter in Berlin kam die Entscheidung überraschend. Ungute Gefühle hatten zwar den einen oder anderen Angestellten sicher schon seit ein paar Wochen geplagt angesichts der Krise der in insgesamt 15 Ländern agierenden KPN, der in Deutschland auch der Mobilnetzbetreiber E-Plus gehört. So hatten der Marketingleiter und der PR-Manager das sinkende Schiff bereits vor zwei Wochen verlassen. Doch den Rest der Belegschaft traf die rote Karte am Freitag um so härter.

Übrig bleiben soll zunächst nur ein "Kernteam", das den Service weiter betreibt. Gegenüber seinen rund 100.000 Kunden hat sich Planet Internet in den Geschäftsbedingungen verpflichtet, den Netzzugang mindestens noch einen Monat lang weiterzuführen. Bisher nimmt das Unternehmen, für das KPN einen Käufer sucht, auch immer noch weitere Kunden an. Wie groß das Team zur Aufrechterhaltung des Betriebs sein wird, ist bislang noch nicht beschlossen. Klar ist nur, dass rund 25 Mitarbeiter aus dem holländischen Mutterhaus wieder dorthin zurückgezogen werden. Vermutlich rund 70 Angestellten wird gekündigt – für sie gilt der "Sozialplan" von KPN, sagte eine Sprecherin von Planet Internet gegenüber heise online. (Stefan Krempl)/ (jk)