SCO: Ein Signal an IBM und Vorwürfe gegen das Unix-Haus

SCO rudert in der Auseinandersetzung um Unix-Code in Linux gegenüber IBM vorsichtig zurück; Quellen aus dem SCO-Umfeld behaupten derweil, das Unix-Haus habe selbst Linux-Code in Unix System V kopiert.

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Von
  • Detlef Borchers

In der Auseinandersetzung um möglicherweise gestohlenen Source-Code hat SCO ein Signal an IBM gesendet. Bislang hat SCO Big Blue beschuldigt, geschützten Source-Code in seinen Linux-Angeboten verwendet zu haben und dem "Fahrrad Linux" erst die nötige Glaubwürdigkeit für Firmen-Installationen verschafft zu haben. In dieser Sache fordert SCO Schadensersatz in Höhe von einer Milliarde Dollar.

In einem Interview mit der Zeitschrift Computerworld hat sich nun Chris Sontag, General Manager der Lizenzabteilung SCOsource, etwas versöhnlicher gezeigt. Befragt, welche Teile des Source-Code kopiert worden seien, wollte Sontag keine Angaben machen, ergänzte jedoch, dass die fraglichen Teile durch eine andere Firma als IBM kopiert worden sein könnten. Gleichzeitig führte Sontag im Interview aus, dass die fraglichen illegalen Codezeilen sich im Linux-Code zur Non-Uniform Memory Architecture, bei den Erweiterungen zum symmetrischen Multiprocessing und beim Journaling File System befänden. Unabhängig davon bekräftigte der Lizenzmanager, dass SCO der IBM nach Freitag, dem 13., alle Lizenzrechte entziehen würde.

Ob dieser Termin tatsächlich irgendeine Bedeutung hat, ist offen. IBM will ihn verstreichen lassen und sieht der Klärung vor Gericht mit "großer Gelassenheit" entgegen, heißt es in einer PR-Erklärung, die keine neuen Argumente bringt. Möglicherweise ergibt sich Klärungsbedarf an anderer Stelle: Nach einem Bericht der Zeitschrift eWeek könnte SCO Teile des Linux-Source-Codes in den Source von Unix System V kopiert haben, um schneller mit der so genannten Linux Kernel Personality für SCO Unix auf dem Markt zu sein. Die Zeitschrift beruft sich dabei auf einen anonymen Informanten im Umfeld von SCO.

Unterdessen hat SCO eine Neuauflage von SCObiz vorgestellt, mit dem kleinere Webhoster und Systemhäuser angesprochen werden. Unter SCObiz können sie für eine einmalige Gebühr von 5000 Dollar eine komplette E-Business-Suite mit umfassender SCO-Lizenz erwerben, um für Kunden Websites zu erstellen. Für jede aktive SCObiz-Website will SCO nur 100 Dollar Einrichtungsgebühr und 40 Dollar Monatsgebühr kassieren. Als ersten Kunden für das neue Geschäftsmodell nennt SCO in seiner Presseinformation The Selah Group mit dem Hosting-Angebot Connect2. Als neuen Vorteil stellt SCO auf der überarbeiteten Website von SCObiz Rechtssicherheit in Lizenzfragen vor. Die bis vor kurzem erwähnte Linux-Integration im SCObiz-Programm wurde ersatzlos gestrichen, stattdessen findet sich ein Hinweis darauf, dass die Personality den nahtlosen Umstieg von Linux zu SCO Unix garantiert.

Auch aus Deutschland gibt es Nachrichten in der Digi-Soap "SCO gegen den Rest der Welt" zu vermelden. In einer Erklärung gab der Linux-Verband LIVE bekannt, den sofortigen Austritt von SCO zu akzeptieren. Das sei einstimmig beschlossen worden. Als Grund für die harsche Haltung nennt der Verband die ausweichende Reaktion und die fortdauernde Weigerung von SCO, Beweise für die aufgestellten Behauptungen vorzulegen. In seiner Erklärung geht der Linux-Verband auch auf die jüngst bekannt gewordenen Aussagen von Analysten ein. Ihre Aussagen seien kein Beweis. Sollte es jedoch Übereinstimmungen im Code geben, so müsse SCO die Urheberschaft nachweisen. "Solche Übereinstimmungen wird es in Bereichen geben, bei denen sich SCO selbst im Pool der Freien Software, beispielsweise bei den verschiedenen BSD-Derivaten, bedient hat," heißt es in der Erklärung.

Zum Streit um die Ansprüche von SCO und den angeblich von Unix System V geklauten Code in Linux siehe auch:

(Detlef Borchers) / (jk)