AOL will Flatrate für 50 Mark durchsetzen
In einem Brief an den neuen T-Online-Chef schlägt AOL vor, gemeinsam preiswerte Großhandels- und Endkundenpauschaltarife für den Internet-Zugang durchzusetzen.
Nach und nach kommt wieder Bewegung in die Auseinandersetzung um die Pauschaltarife für den Internet-Zugang: AOL geht mit der Forderung nach einer günstigen Flatrate für die Endkunden in die Offensive. Der Online-Dienst, einer der Hauptkonkurrenten von T-Online, trat zudem mit dem Vorschlag auf die Bühne, gemeinsam mit T-Online für alle Wettbewerber günstige Großhandelstarife für den Internet-Zugang durchzusetzen.
Der AOL-Chef Uwe Heddendorp forderte nach einem Bericht von Capital in einem Brief an den künftigen T-Online-Chef Thomas Holtrop einen monatlichen Pauschaltarif für Endkunden in Höhe von 50 Mark. Die Existenz des Schreibens wurde inzwischen gegenüber dpa von AOL bestätigt. Holtrop solle sich bei Ron Sommer für entsprechend niedrige Pauschal-Preise einsetzen. Bei einem Endkundenpreis von 50 Mark müsste die Telekom für den Internetzugang ihren Wettbewerbern eine Pauschale von rund 20 Mark pro Monat gewähren, heißt es laut Capital in dem AOL-Schreiben.
Telekom-Chef Ron Sommer hatte zwar nach der Flatrate-Entscheidung der Regulierungsbehörde zuerst mit einer Einstellung des ISDN-Pauschaltarifs von T-Online gedroht, inzwischen aber prüft der Konzern intern die verschiedenen Möglichkeiten für eine Großhandels-Flatrate. Sommer deutete unlängst an, dass das Unternehmen mit Internetpauschaltarifen beispielsweise nach dem britischen FRIACO-Modell (Flatrate Internet Access Call Origination) leben könne. Es sieht Pauschaltarife beim Internetzugang auf der Basis von angemieteten Kapazitäten vor. Auch AOL hatte schon vor der Entscheidung der Regulierungsbehörde erklärt, das britische Modell könne eine Überlastung des Telefonnetzes an den Ortsvermittlungsstellen ausschließen, da Daten- und Sprachverkehr voneinander getrennt würden. Die britischen Erfahrungen hätten gezeigt, wie eine solche Flatrate funktionieren kann.
Überrascht zeigte sich die Telekom jedoch von dem jetzigen AOL-Vorstoß: "Wir haben überhaupt keine gemeinsamen Ziele mit AOL", sagte Telekom-Sprecher Ulrich Lissek gegenüber dpa. Auch sei bei Holtrop bislang kein Brief von Heddendorp eingegangen. Der AOL-Chef habe offenbar den Sinn für die Realitäten verloren. (jk)