"Mobile Sex" mittels Handy und PDA

Auf der "Venus 2002" hat die Erotikbranche erste Angebote -- von Videos für den PDA bis hin zu SMS- und MMS-Botschaften -- für "Mobile Sex" vorgestellt.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 89 Kommentare lesen
Lesezeit: 4 Min.

Die großen Erotikfirmen haben den Mobilsektor als neuen Umsatzgenerator fest ins Visier genommen. Auf der Messe Venus 2002 in Berlin stellten Branchenführer wie das an der Technologiebörse Nasdaq gelistete spanische Unternehmen Private und der Flensburger Anbieter Beate Uhse ihre Lösungen für Erotik auf dem Handy und dem Taschencomputer vor, die sie unter dem Stichwort "Mobile Sex" zu vermarkten suchen. Das Angebot reicht von Videos für den PDA bis hin zu SMS- und MMS-Botschaften, die nach Angaben der Branche eine "überall verfügbare" und "sofortige Bedürfnisbefriedigung" versprechen. Die Porno-Unternehmen wollen damit ihren äußerst erfolgreichen Auftritt im Online-Markt, der bislang allen Krisen rund um Internet-Geschäftsmodelle standhält, auf den Mobilsektor ausdehnen und beide Felder miteinander verknüpfen.

Die neue "Killer-Applikation" von Private ist in einem kleinen, 32 Megabyte fassenden ROM-Chip versteckt, der sich in Handhelds einfügen lässt, die mit dem Microsoft-Betriebssystem Pocket PC ausgerüstet sind. Darauf befinden sich etwa fünf Videos, die jeweils rund vier bis fünf Minuten lang bildschirmfüllend über das PDA-Display flimmern. Für die Kodierung greifen die Spanier im Rahmen einer "exklusiven Lizenz" auf die Technik des schottischen Lösungshauses Essential Viewing zurück, erklärte Privates New-Media-Chef John Pruzanski. Auf dem Chip sind ferner Games wie Strip Black Jack und eine Handvoll Dia-Shows mit Audio-Begleitung enthalten. Das "heiße" Speichermedium, das über einen Online-Download teilweise mit neuen Inhalten versorgt werden kann, will Private von Februar an über Sex-Shops on- wie offline und in Duty-Free-Shops, etwa an Flughäfen, für circa 30 bis 40 Euro verkaufen.

Im Handy-Bereich will Private der Berliner Portalfirma Jamba, die bereits seit Anfang des Jahres mit Spielen wie Strip Poker und erotischen Bildmitteilungen zum Verschicken experimentiert, Konkurrenz durch im eigenen Haus produzierte Lösungen machen. Mit ersten Erfahrungen aus Spanien und Großbritannien im Gepäck soll der deutsche Markt von Weihnachten an zunächst mit erotischen SMS aufgemischt werden. Für etwa 1,70 Euro soll der Kunde dann "drei persönliche Mitteilungen von seinem Lieblingsporno-Star aus unserem Haus" erhalten, verrät David Jarvis, Leiter des drahtlosen Geschäfts bei Private. Dabei werde viel Wert auf "Interaktion" und den Aufbau einer "1-to-1"-Beziehung gelegt. Zusammen mit der letzten Erotik-Botschaft kommt ein Passwort, das ohne Aufpreis sechsmal den Zugang zum neuen, SMS-fähigen Private-Portal Stars.com ermöglicht und das konvergente Medien-Sex-Erlebnis abrunden soll.

Ein noch verbessertes "Porn on Demand"-Angebot verspricht sich Jarvis vom Übergang von SMS zu MMS. Dank Multimedia Messaging Services würden interaktive Striptease-Games möglich, die in den Bereich "virtueller Sex" übergehen sollen. Als Starttermin hat Private den Sommer 2003 im Visier, "wenn mehr MMS-Handys im Markt sind", meint Jarvis. "Das wird der am schnellsten wachsende Bereich für uns", hofft der Manager. Für den SMS-Dienst sieht er die kritische Masse von Nutzern dagegen in Deutschland schon jetzt mehr als erfüllt.

Die einheimische Konkurrenz der großen Erotik-Anbieter gibt sich noch etwas zurückhaltender. Beate Uhse hatte zwar einen eigenen Stand nur für den Bereich New Media auf der Messe. Doch zu sehen gab es dort bislang nur Lösungen, die größtenteils auf Text und JPEG-Bildern basierten. Beim ebenfalls in Flensburg heimischen Versender Orion wird auch noch an der Strategie für den Mobilbereich gefeilt: Ein Abteilungsleiter für Erotik zum Mitnehmen ist zwar ernannt worden. Der wüsste allerdings noch nicht, so Orion-Geschäftsführer Dirk Rotermund, "wohin der Zug genau fahre".

Einen ausführlichen Bericht über die Messe Venus 2002 und die Pläne der Anbieter in Internet und im Mobilfunk bringt Telepolis: Private Babes, historische Folter und Fetischwelten. (Stefan Krempl) / (jk)