0190-Abzocke per Postwurfsendung
Mit einer besonders dreisten Masche wurde im Ruhrgebiet versucht, Arglose zum Wählen einer 0190-Nummer zu bewegen -- und das offensichtlich von einer für 0190-Dialer bekannten Firma.
Mit einer besonders dreisten Masche wurde im Ruhrgebiet versucht, Arglose zum Wählen einer 0190-Nummer zu bewegen. Offenbar recht viele Menschen fanden dort eine gelbe Karte in ihrem Briefkasten, die entfernt an eine Paketbenachrichtigung erinnert. Der Schrieb stammt angeblich von einer Telekommunikation & Medienschutz TM GmbH, die vergeblich versucht habe, die "Datensätze zu registrieren": "Ihr Rückruf ist für uns zwingend erforderlich" wird gemahnt. Darüber, um was es sich bei den Datensätzen eigentlich handelt, informiert die Karte allerdings nicht. Die Service-Hotline unter der Rufnummer 019 0800 333 sei sieben Tage die Woche, rund um die Uhr erreichbar. Der Preis für die Nummer von 1,86 Euro pro Minute versteckt sich im Kleingedruckten.
Wer glaubte, die Nummer anrufen zu müssen, oder wer einfach nur wissen wollte, worum es sich bei dem Schrieb handelt, der landete in einem automatischen Dialogsystem. Erst dort erfuhr man, dass die Telekommunikation & Medienschutz TM GmbH eine Art Robinsonliste gegen unerwünschte Werbezusendungen betreibt. Im Dialogsystem konnte der Anrufer seine Anschrift angeben. Darüber hinaus fragte das System auch die Telefonnummer ab. Dabei sind die Erklärungen sehr ausführlich gehalten. Alles in allem konnte man in der "Hotline" der Telekommunikation & Medienschutz TM GmbH ohne weiteres fünf bis zehn Minuten zubringen -- viel Geld für einen "kostenlosen" Service.
Laut Selbstauskunft bietet die Datenbank der Telekommunikation & Medienschutz TM GmbH allerdings wirkungsvollen Schutz gegen unerwünschte Werbezusendungen: Angeblich gleichen mehr als 90 Prozent der Unternehmen, die dem deutschen Direktmarketing Verband (DDV) angeschlossen sind, ihre Adressbestände mit der TM-Datenbank ab. Beim DDV, der eine eigene Robinsonliste betreibt, ist die Telekommunikation & Medienschutz TM GmbH allerdings nicht bekannt. Thorsten Beck, Rechtsreferent beim DDV, erklärte heise online, dass sein Verband nicht mit dem Unternehmen zusammenarbeitet.
Die Talkline ID GmbH, die die betreffende 0190-Nummer bei der RegTP gemietet hat, hat sie heute morgen nach einem Sturm des Protests abgeschaltet, erklärte der Sprecher des Unternehmens, Thomas Stormanns, gegenüber heise online. Talkline ID will auch bis zur endgültigen rechtlichen Klärung keine Gewinne an seinen Kunden fließen lassen, an den die Nummer weitervermietet wurde. Der Kunde ist ein alter Bekannter im 0190er-Geschäft -- die Düsseldorfer eops AG. Diese war erst letzte Woche durch eine besonders perfide Variante ihre Dialers x-diver in die Schlagzeilen geraten, die 300 Euro pro Anruf kassierte. (jo)
